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K.- und K.- Rücktritt

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Es ist nicht auszuhalten: nach Kreiskys Rücktritt jetzt auch noch Krankl. Beide haben in diesem Jahr das Nationaltrikot ausgezogen. Sie wollen ihr Land nicht mehr in einem offiziellen Match nach außen vertreten.

Ohne Bruno Kreisky im politischen National-Team mag es ja noch angehen. Aber Österreichs Fußball ohne Hans Krankl, das zornige Rumpelstilzchen auf dem Rasen? Traurig. K. u. K. gehörten —jeder für sich — zu den österreichischen Namen, die auch in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur bekannt, sondern ein Begriff sind, geradezu Markenzeichen.

Beliebt war freilich bei uns allenfalls Kreisky, denn deni Krankl haben wir es zu deutlich angemerkt, daß er uns nicht mag. Der Hans hat leider keinen Funken Humor. Darum konnte er über unsere kleine Eigenheit, nämlich daß wir ein für allemal die geborenen Weltmeister sind, nie hinwegkommen. Immer wollte er auch gewinnen dürfen. Er konnte nie so überlegen ironisch mit uns umge-hen wie der Bruno auf seinem Spielfeld.

Doch respektiert wurde auch der ,JIeld von Cordoba“: an Hochachtung vor dem besessenen „Goleador“ hat es im sogenannten ,Fußball-Deutschland“ nie gefehlt. Nun blicken wir betroffen über den Zaun und fragen uns: Was soll aus Österreich werden — ohne K. u. K.?

Trotz so vieler Gemeinsamkeiten der beiden Rücktritte gibt es doch mindestens einen gravierenden Unterschied: den des Alters. Viele ,Jlachrufe“ auf den Nationalspieler Krankl haben mich daran denken lassen, wie die deutsche Sportpresse in solchen Fällen schreiben würde: ,JDer große alte Mann des österreichischen Fußballs...“

Und doch hat der 30jährige Krankl noch Glück, daß er als Fußballer überhaupt so alt werden darf. Denken wir nur an Turnerinnen, Eisläuferinnen und Schwimmerinnen. Wenn diese gequälten Kinder des pervertierten Leistungssports beispielsweise als „große alte Frau auf dem Schwebebalken“ ihre Sportlaufbahn beenden, sind sie meist gerade so alt, daß sie erstmals einen Bruno K. wählen dürfen.

Aber die Alt-Meisterin im Damen-Kraulen und der Alt-Internationale des Fußballs haben große Probleme, wie sie ihr normales Leben als gewöhnliche junge Sterbliche bewältigen sollen,. Wenn nämlich der „unsterbliche“ Ruhm der frühen Jahre verblaßt ist und ein 40jähriger vielleicht hören muß: „Wer war Krankl?“ Ob die Politiker deshalb nie freiwillig aufhören?

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