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Kämpfer und Zeuge

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Daß er am 4. Dezember seinen Achtzigsten feiert, macht diesen Tag zu einem österreichischen Feiertag.

Viktor Matejka ist unverwechselbar und kostbar; und wenn man ihn als „Wahrzeichen“ rühmen möchte, liegt der Akzent auf „wahr“.

Seine große Zeit war…

Nein, stimmt nicht! Sein ganzes erwachsenes Leben war eine große Zeit. Er war wichtig in den dreißiger Jahren als rares Beispiel geistiger Integrität und Sauberkeit inmitten von Zersetzung und Bedrohung, als wesentlicher Mitarbeiter der Wiener Volksbildung, als kämpferischer Christ. Als solcher kam er in das Konzentrationslager.

Daß er 1945 als Kommunist frei wurde, brachte ihm die Stelle eines Wiener Kulturstadtrates; aber als Kommunist konnte er’s nicht lange bleiben. Daß er’s nicht blieb, war ein Jammer für Wien. Denn jener Aufbruch in die Freiheit, den man sich gewünscht hatte, war in seinem Büro verwirklicht wie sonst kaum irgendwo. Er hatte dieses Büro kaum betreten, als er Oskar Kokoschka einlud, nach Österreich zurückzukommen.

Längst ist er kein Kommunist mehr, aber er hat aus seinem Austritt kein Schauspiel gemacht. Er ist ein Freund der Künste und der Künstler, eine Institution, er ist J ahr hundertzeuge.

Er kann sich nur vorsichtig durch seine Wohnräume bewegen, denn sie quellen über von Material: Bücher, Akten, Manuskripte, Dokumente, aber auch Kunstwerke. Und Viktor Matejka ist wie seine Wohnung: voll Wissen, voll Fakten, ein Ein-Mann- Institut für Zeitgeschichte.

Ich kenne keinen glaubwürdigeren und leidenschaftlicheren Gegner des Antisemitismus. Und den gelegentlich überstrapazierten Begriff .Antifaschismus“ rehabilitiert er als einer jener raren Gerechten, deren Dasein die wundersame Bewahrung Österreichs in diesem Jahrhundert rechtfertigt.

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