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Karajan kündet sich an

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In den Wiener Boulevardblättern beginnt bereits der Wettlauf um alle Nachrichten, die sich auf das künftige Verhältnis Karajans zur Wiener Staatsoper beziehen. Solche Wettläufe haben, wie eie Vergangenheit bewies, den Nachteil, daß sie zu Kampagnen ausarten und jede sachliche Auseinandersetzung auf kulturpolitischem Gebiet zu zerstören drohen. Es ist erfreulich, daß Karajan wieder an der Wiener Oper dirigieren wird, wenn Rudolf Gamsjäger im Herbst 1972 die Direktionsgeschäfte übernimmt, doch das Pro blem Oper im allgemeinen und das Problem Wiener Oper im besonderen sind damit keinesfalls gelöst.

Es bleibt nur zu hoffen, daß die Wiederkehr Karajans, die auch wir von ganzem Herzen begrüßen, nicht wie in der Vergangenheit dazu führt, daß das gesamte Problem der Wiener Oper auf seine Person konzentriert wird und ein Pressekrieg die Dinge in eine völlig falsche Richtung treibt, so daß am Ende nur Verstimmungen und ein Scherbenhaufen übrig bleiben. Es wäre sicher ein künstlerisches Ereignis, wenn Karajan beispielsweise seine Salzburger Ring-Aufführung in der Wiener Oper wiederholen würde, doch eine Weltsensation ist es nicht. Und die Lösung des Problems Wiener Oper ist es auch richtig. Es wäre deshalb zu wünschen, daß die Bedeutung der Probleme in der richtigen Proportion gesehen werden und nicht Opem- fanatismus und Pressekriege den Karajanitis-Bazillus im Wiener Kulturleben wieder aufleben lassen.

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