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Keine siebzig Jahre

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Die Sowjethymne besang, daß das „große Rußland" in „Jahrhunderten" den „unerschütterlichen Bund freier Republiken" erbaut habe. In Wirklichkeit lebte die Union Sozialistischer Sowjetrepubliken keine 70 Jahre.

Während derOktoberrevolution 1917 hatte Wladimir Lenin allen Völkern des Zarenreichs die Freiheit zugesagt. Als sich aber die Baltenstaaten, dann die Ukraine und die Völker des Kaukasus für selbständig erklärten, sollte die rote Armee sie wieder in die Gemeinschaft der Sowjetmenschen zurückbringen. Im Kaukasus und in der Ukraine gelang es innerhalb weniger Jahre, im Baltikum erst mit Hitlers Hilfe 1940.

Zunächst blieb die Russische Sozialistische Föderalistische Sowjetrepublik (RSFSR) für den Gesamtbereich federführend. Am 30. Dezember 1922 - vor 70 Jahren - schloß sich die RSFSR mit der Ukrainischen, der Belorussischen und der Transkaukasischen SSR zur UdSSR zusammen, in der dann auch die fünf zentralasiatischen Gebiete als Republiken ihren Status fanden.

Die Transkaukasische Republik wurde 1936 wieder in ihre Teile -Armenien, Aserbeidjan und Georgien - geteilt. 1940 kamen die Estnische, die Lettische und die Litauische Sowjetrepublik dazu, ferner das rumänische Bessarabien als Moldawische SSR. Als 16. Sowjetrepublik bestand zeitweise eine Karelische SSR, die später als Autonome Republik der RSFSR eingegliedert wurde.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion nach dem Putsch von 1991 sind die Konflikte zwischen allen diesen Teilen und Völkern, die 70 Jahre lang zurückgedrängt waren, wieder voll zum Tragen gekommen.

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