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Klamauk statt Offenbach

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Die Stammgäste des Wiener Rai-mundtheaters haben zwar allemal wieder ihren großen Spaß an den Premieren des Hauses. Sie wollen lachen, sich amüsieren, bei schmelzenden Melodien vielleicht eine Freudenträne, eine Träne der Erinnerung vergießen. Der Kritiker hat im Raimundtheater immer wieder andere Probleme: Wie auch diesmal, da man sich Jacques Offenbachs Operette „Die schöne Helena“ vorgenommen hat. Was sich da nämlich für das Publikum als Riesenspaß erweist, ist leider kein sonderlich guter Dienst am Werk des großen Komponisten.

Regisseur Siegfried Grote hat nämlich die Meisteroperette fast ausschließlich von der g'spaßigen Seite her betrachtet. Und dabei ist ihm natürlich alles an witzigen Zeitbezügen, Pointen, Offenbachscher Originalität durch den Rost gefallen.

Grote hat die ganze Raimundtheater-Crew auf harmlose: Blödelei und sbil-ligen Klamauk trainiert. Die Witze und O- 3, leider fast nur recht schwach;-, • rattern vorbei; aber sie amüsie on ' ?r nicht so recht, weil man weiß, was einem an Offenibach da verlorengeht (auch wenn man hier die Fassung Erich Wolfgang Korngolds zu spielen glaubt) und was ein profilierter Regisseur gemeinsam mit einem geschmacklich interessanteren Bühnenbildner (hier Ferry Windberger) aus dieser bitterwitzigen Ehebruchskomödie machen könnte. Gar nicht zu reden davon, daß Herbert Mogg das Raimundtheater-Orchester so gar nicht anzutreiben imstande ist, daß diese Musik nicht zünden will, obwohl sie voll ist von Leuchtraketen.

Die Besetzung vereint alle Wallgassen-Namen, die dem Publikum teuer sind. Nana Goutos (Helena) und Eric Getsen (Paris), Hans-Peter Krasa (Oberpriester), Henryk Schubert (Agamemnon), Helmut Kummer (Orest), das lustig-originelle Gespann Carl Günther-Kurt Liederer (Ajax I und II) und viele andere. Wirklich über die Rampe kommt aber mit seinen Gags und Pointen nur einer: Maxi Böhm, als König Menelaus. Er hat alle Lacher auf seiner Seite. Vom ersten Auftritt an. Er ist ein Menelaus, wie ich ihn mir komödiantischer nicht vorstellen könnte.

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