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Neue Banditenstreiche

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Die Operette, die Franz von Suppe unter diesem Titel schrieb, war ein Einakter und ein Mißerfolg. Später von Ludwig Bender (Text) und Peter Waldenmaier, der Musik aus anderen Suppe-Werken hinzufügte, neu gestaltet, wurde ein erfolgreicher Dreiakter daraus, den das Raimundtheater anläßlich der Wiener Festwochen herausbrachte. Es ist dem Raimundtheater selten ein besserer Wurf gelungen. Obschon die Musik keinen einzigen „Reißer“ aufweist, ja, mit gutem Gewissen als „komische Oper“ bezeichnet werden könnte, somit anspruchsvoller ist als die gängig „Operette“, war das Publikum aufmerksamer, konzentrierter und begeisterter als sonst — was zunächst für das Publikum selbst spricht. Die Musik wirkte unter dem bewährten Hausdiragenten Rudolf Bibl wie aus einem Guß. Bei den Darstellern ist vor allem die Tatsache zu loben, daß kein Star die andern an die Wand spielte, sondern ein Ensemble an der Arbeit war, das von den Hauptrollen bis zum letzten Episodisten eine zusammenwirkende Gemeinschaft bildete. Anna Goutos und Eleonore Schwarz, die Trägerinnen der beiden weiblichen Hauptrollen Lidia und , waren ebenso appetitlich wie gut in Spiel und Gesang (in letzterem hat Stella den Vorrang), den Banda-tenhäuptling Malandono stellte Curt Malm ebenso sympathisch wie draufgängerisch dar, Helmut Wallner hatte als reicher Freier weniger Gelegenheit zu seinem komischen air als sonst, nutzte jedoch diese wenigen Gelegenheiten zwingend drastisch aus. Christoph von Sicherer als Lidias Bräutigam war für einen solchen etwas zaghaft, Rolf Hobiger als Schulmeister gab seiner Rolle immerhin ein nobles Profil, die männlichen und weiblichen Banditen waren eine viel amüsantere als drohende Gesellschaft. Chor und Ballett hatten viel zu tun, Trude Köhler und Franz Mulec errangen den gewohnten Sonderbeifall. Besonders hübsch und duftig gelangen die Bühnenbilder von Ferry Windberger, die Kostüme von Gerdago nicht minder. Die Inszenierung besorgte Walter Kochner zum allerbesten, was der Choreographie Rein Estes nicht immer gelang. Und nicht zuletzt: das Orchester hatte seinen großen Tag: es spielte unter Bibls Leitung auf dem Niveau der komischen Oper.

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