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Geburt eines neuen Tabus

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Selbst schlimme Erfahrungen haben ein Verdienst: Sie liefern die Basis für Lernprozesse, um absehbare Fehler vermeiden zu können. Die vielen negativen, ökologischen Folgen der Industrialisierung haben etwas offenbart: Unser Lebensraum ist von einer unüberblickbaren Vielfalt von Materialien und aufeinander eingespielten Iebensformen, die durch physikalische, chemische urtd biologische Prozesse in Beziehung stehen, gestaltet. Dieses System (seit Jahrtausenden lebensträchtig) wird durch massive Eingriffe schwer gestört.

Das Einbringen einer Unzahl neuer chemischer Verbindungen - zum Teil in riesigen Mengen - in eingespielte Stoffkreisläufe bedroht mittlerweile offensichtlich die Gesundheit, langfristig vielleicht auch das Überleben, von Menschen, Tieren und Pflanzen. Eine Atempause bis zu neuen „Experimenten" mit dem Lebensraum ist überfällig. Das bedeutet: Gentechnik, bitte warten!

Das könnte die Lektion aus den ökologischen Bedrohungen sein, wenn ... Ja, wenn die Bereitschaft bestünde, aus Erfahrungen zu lernen. Die unselige Hast aber, mit der Länder und Konzerne um einen Vorsprung im Gentechnik-Wettlauf auf internationalen Märkten kämpfen, ruiniert die Lernbereitschaft. Statt der vielbeschworenen Ethik herrscht der Rechenstift - ärger als je zuvor.

„Wir verlieren international den Anschluß und die Position am Weltmarkt" wird zum alles beherrschenden Argument. Ein neues Tabu ist geboren.

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