Nahost: Liebe im ewigen Konflikt

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Der Rückblick auf eine gemischte Ehe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser ist ein erbauliches Beispiel in einem tragischen Umfeld.

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Der Rückblick auf eine gemischte Ehe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser ist ein erbauliches Beispiel in einem tragischen Umfeld.

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Beim Blick ins Archiv habe ich die Macht der Liebe neu entdeckt. Der „ARD-Weltspiegel“ feiert 60 Jahre hintergründige Auslandsberichterstattung. Zu diesem Anlass habe ich mir alte Beiträge angeschaut. Bei der Geschichte über die Jüdin Hannah und den Palästinenser Amer blieb ich hängen. Im September 1997 hatte eine Kollegin über das frisch verheiratete Paar berichtet. Hannah war im sechsten Monat schwanger. Aber der Nahost-Konflikt, so schien es, ließ ihrer Liebe keinen Raum. Die israelische Regierung hatte soeben ihr Haus im besetzten Westjordanland abreißen lassen. Die Baugenehmigung fehlte, weil die israelische Regierung dort schlicht keine an Palästinenser vergab. Auf den alten Aufnahmen sitzen Hannah und Amer sichtlich unter Schock in einem Zimmerchen, das inmitten des Trümmerfeldes stehen geblieben ist. Hannahs jüdische Familie hat sich seit der Heirat mit einem Palästinenser von ihr abgewandt. Amer erzählt, einer der israelischen Soldaten habe beim Abriss geweint. Mitmachen musste er trotzdem.

25 Jahre später will ich wissen, wie diese Geschichte weitergegangen ist. Unser Producer im Westjordanland ist überzeugt, dass sich die beiden längst getrennt haben. Die meisten der gemischten Beziehungen zerbrechen. Dann die Überraschung: Hannah und Amer sind nach wie vor verheiratet, haben drei Kinder großgezogen. Als wir sie besuchen, treffen wir ein heiter-verliebtes Paar, das auf seine Art den schwierigen Umständen trotzt. Gerade haben sie die Verlobung ihrer Tochter gefeiert. Der künftige Schwiegersohn stammt (tatsächlich!) auch aus einer gemischten Familie. Das Haus von Amers Familie haben sie wiederaufgebaut. Mehrmals schon, weil es immer wieder abgerissen wird. Die ewige Nahost-Konflikt-Geschichte vererbt sich weiter. Aber auch die Liebe behauptet sich wacker.

Die Autorin ist Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.

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