Bei der israelischen Bevölkerung geht die Angst vor einem Bürgerkrieg spürbar um. Viele spielen mit dem Gedanken, dauerhaft auszuwandern. Ein Ortstermin.
"Mit Buchstaben die Welt verbessern.“ In Jerusalem entsteht unter diesem Motto gerade eine sehr spezielle Tora-Rolle. Die Heilige Schrift der Juden wird von Hand mit einem Federkiel auf Pergamentpapier verfasst. Es ist eine hohe Kunst nach streng religiösem Prozedere, das bis zu ein Jahr in Anspruch nimmt. Denn 304.000 hebräische Buchstaben wollen sauber niedergeschrieben werden. Macht der Schreiber – in diesem Fall Rabbi Itamar – nur einen kleinen Fehler, ist die Rolle wertlos. Entsprechend angespannt ist Itamar, als wir ihn in seiner Werkstatt besuchen. Er macht den Job seit
50 Jahre danach stellt sich Deutschland der Fehler und Vertuschungsversuche rund um das Attentat auf die Olympischen Spiele 1972 in München. Susanne Glass spricht dazu Klartext.
Diese schwere kugelsichere Weste mit den Großbuchstaben „PRESS“, sie nimmt einem fast die Luft zum Atmen. Der Schutzhelm, unter dem sich die nahöstliche Hitze staut. Unzählige Male hat Shirin Abu Akleh die blaue Weste angelegt und den Helm über ihr halblanges braunes Haar gesetzt. Ohne den Helm haben diese Haare in der Sonne rötlich geschimmert. Das war gut zu sehen, weil die 51-Jährige sie nicht, wie viele Palästinenserinnen, bedeckte. Sie gehörte der arabisch-christlichen Minderheit an. In ihren Augen lag Melancholie, aber auch viel Selbstbewusstsein und Stolz. Ihr Lächeln war
Der israelische Verteidigungsminister Gantz war auf der Sicherheitskonferenz, ohne sich an der alles beherrschenden Diskussion über den Russland-Ukraine-Konflikt zu beteiligen. Israel will und kann keine Position beziehen.
Tabgha ist ein magischer Ort. Von der Terrasse überblickt man den See Genezareth, der in allen Blautönen glitzert. Am Ufer verfärben sich die Golanhöhen im Tagesverlauf orange bis purpurrot. Tabgha gilt als der Ort der wundersamen Brotvermehrung. Seit 1898 steht hier ein christliches Pilgerhaus, verwaltet vom Deutschen Verein vom Heiligen Lande. Vor der Pandemie war es Monate im Voraus ausgebucht. Zu 90 Prozent von christlichen Pilgergruppen aus Deutschland und Österreich. Als Israel im März 2020 seine Grenzen schloss und in einen harten Lockdown ging, fiel Tabgha in einen
Die israelische Gesellschaft tut sich schwer mit Menschen, die aufgrund einer Behinderung nicht in das Bild des jungen, starken Staates passen. Nicht so in Adi Negev - ein Ort der Inklusion und der Koexistenz
Die historische Altstadt von Akko mit ihrer Festungsanlage am Mittelmeer ist einer der schönsten Orte Israels. Als Touristen noch einreisen konnten, war die Kreuzfahrer-Stadt eines der beliebtesten Ziele. Auch weil am Hafen ein weltberühmter Koch sein Fischlokal betreibt. Uri Jeremias, 76 Jahre, langer weißer Bart, blaue Augen, besser bekannt als Uri Buri. Am 11. Mai steht er vor den Trümmern seines Lebenswerkes. Sein Restaurant und auch sein „Efendi“-Hotel brennen lichterloh. Die Hamas in Gaza hat einen Krieg mit Israel provoziert. Während Raketen abgefeuert werden, kommt es
Bei den Palästinensern gilt das eiserne Gesetz: Kritik wird ausschließlich an Israel geübt. Nisar Banats Videos machten ihn daher zum Verräter - nun ist er tot.
In Israel erlebt Susanne Glass dank der effizienten Impfkampagne, wie es sich anfühlt, wenn das Leben zurückkommt. Es geht ziemlich rasch und unkompliziert.
Ganze zwölf Stunden hat sich der israelische Premier Netanjahu Zeit gelassen, bis er dem neu gewählten US-Präsidenten Biden gratulierte. Dabei ist Biden ein erklärter Freund Israels. Aber Netanjahu weiß, so leicht wie mit seinem „Best Buddy“ Trump wird er es mit Biden nicht haben. Kein anderer Staatschef hat wie Netanjahu seine Nähe zu Trump zelebriert. Kein anderer hat so von dessen Unterstützung profitiert. Trump hat die US-Botschaft nach Jerusalem verlegt, Israels Souveränität über die Golan-Höhen anerkannt, den Siedlungsausbau in den palästinensischen Gebieten unterstützt,
Fast 50 Prozent der Corona-Neuinfektionen in Israel gingen zuletzt auf die Strenggläubigen zurück. Für deren Bruch der Corona-Regeln muss das ganze Land büßen. Eine harte Probe für das Land.
Der in Washington unterzeichnete "Peace-Deal" zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist wirtschaftlich mindestens so viel wert wie diplomatisch.
Einen „Jahrhundert-Deal“ für Frieden in Nahost hatte US-Präsident Trump während seiner Amtszeit angekündigt. Als im Januar Inhalte verkündet wurden, strahlten er und Israels Premier Netanjahu in Washington um die Wette. Laut des US-Planes konnte Israel rund 30 Prozent des besetzten Westjordanlandes annektieren. Den Palästinensern bliebe demnach bei guter Führung ein zerrissener Flickenteppich als Staatsgebiet. Ab Juli wollte Netanjahu mit der Annexion beginnen. Aber es lief nicht plangemäß. Die Siedler-Vertreter waren zerstritten. Den einen ging der Plan zu weit, den anderen nicht
Das potentiell tödliche Virus ist ein Totschlagargument für jedwede politische Kritik an Regierungen. Netanjahu, Orbán und Co. wissen das für sich zu nutzen.
Er empfinde tiefe Scham gegenüber den Bürgern des Staates Israel. Bei seiner Stimmabgabe zur dritten Parlamentswahl innerhalb nur eines Jahres fand der israelische Präsident klare Worte. „Wir haben einen schmutzigen Wahlkampf wie diesen nicht verdient“, sagte Rivlin. „Wir haben eine endlose Phase der Instabilität nicht verdient.“ Zwei große Überraschungen gab es nach Schließung der Wahllokale. Mit 71 Prozent lag die Wahlbeteiligung so hoch wie seit Jahren nicht. Und das, obwohl die Verdrossenheit über den ständig wiederkehrenden Wahl-Spuk, den ihnen die Politiker bescherten,
Nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani wurden in Israel die Skipisten gesperrt. Was für die überwiegend nichtskifahrende Bevölkerung kein Drama war. Und ausländische Skitouristen verirren sich ohnehin nicht zu den Liften auf dem Golan. Kein Skivergnügen also, ansonsten befand sich Israel im Normalzustand. Während die Welt befürchtete, dass Trumps impulsive Entscheidung den Nahen Osten in ein Inferno verwandeln könnte. Besonders gefährdet: Israel als Irans Todfeind, umzingelt von Ländern, in denen iranische Milizen über beängstigende Raketen-Arsenale verfügen.
Anfang Dezember bin ich von Lech am Arlberg nach Wien gefahren. Im Autoradio liefen ORF-Nachrichten. Topthema: Österreichs Schülerinnen und Schüler sind in der PISA-Studie im Mittelfeld gelandet. Die Bildungsministerin kommentierte dies als „nicht die große Jubelbotschaft, aber auch kein Grund zur großen Sorge“. Kurze Zeit später, während des deutschen Autobahnabschnitts, schaltete der Sender auf den Bayerischen Rundfunk. Dort erfuhr ich: Auch Deutschland liegt laut Pisa im Mittelfeld. Aber wie anders die Reaktionen. Wie konnte das passieren? Wer hat Schuld? Wie können wir eine
Greta Thunberg hat den Friedensnobelpreis nicht bekommen. Obwohl sie bei allen Buchmachern als Favoritin galt! Darf ich sagen, dass dies für mich die beste Nachricht in dieser in Nachrichtenhinsicht schrecklichen Woche war? Einer Woche, in der wir den Terroranschlag auf die Synagoge von Halle nicht verkraften konnten und dann noch Erdoğans Offensive gegen die Kurden in Syrien irgendwie verarbeiten sollten. Jetzt aber zu Greta: Ich finde es bewundernswert, wichtig und toll, wie sie sich für den Klimaschutz einsetzt. Als Journalistin finde ich es aber ebenso wichtig, dass sich mein
Kurz nachdem ich nach Israel gezogen bin, habe ich mich im Norden des Landes verfahren. Ich wollte nach Safed, das als „historisches Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit“ gilt und wegen seiner Künstlerkolonie gelobt wird. Nach allerlei Irrwegen, die mich meinem Ziel nicht näher, aber dafür an den Rand der Verzweiflung brachten, führte mich das Navi mitten durch ein Wohngebiet der Ultraorthodoxen. Wohlgemerkt: Ich war auf öffentlichen Straßen unterwegs. Aber am Sabbat! Der heilige autofreie Ruhetag der Strenggläubigen. Im Nu versammelte sich eine aggressive Gruppe Männer um mein Auto.
Der bayerische Minister war bei seinem Israel-Besuch deutlich verblüfft. Zuhause hatte sein CSU-Parteichef und Ministerpräsident Söder gerade die Klimarettung zur obersten Maxime erklärt. Ein Schelm, der denkt, dass dies neben altruistischen Gründen auch damit zu tun haben könnte, dass sich die Grünen Hoffnungen machen dürfen, erstmals einen deutschen Kanzler zu stellen. In jedem Bierzelt wird hitzig über „Fridays For Future“ diskutiert. „Aber in Israel habe ich das Wort Klimawandel kein einziges Mal gehört.“ Der Minister hat recht. Man kann bei uns wunderbar Urlaub vom
Rezo stottert. Der YouTuber mit den blauen Haaren, der mit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" die deutschen Christdemokraten auf sehr souveräne Art als extrem unsouverän im Umgang mit den neuen Medien entlarvt hat, fürchtet sich laut eigenen Aussagen wegen seines Problems mit dem Stottern vor der Teilnahme an Talkshows. Er vermeidet diese (bis auf eine) deshalb bisher konsequent. Dabei hat Rezo jede Menge Einladungen und wohl auch viel zu sagen. In seinem mehr als einstündigen flammenden Video-Appell ist vom Stottern dank der elektronischen Schnittmöglichkeiten freilich nichts zu
„Die Morddrohungen gegen mich, die gehen in den Geschäftsgang.“ Soll heißen: Es sind so viele, sie gehören zum business as usual. Dieser Satz der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker geht mir nicht aus dem Kopf. Sie hat den Messerangriff eines Rechtsextremen überlebt. Anfang Juni wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss ermordet. Der CDU-Politiker hatte sich wie die parteilose Reker für die Aufnahme von Flüchtlingen stark gemacht. Beide waren deshalb verbal an dem modernen Pranger hingerichtet worden, den
„Ein bißchen Frieden“: Mit diesem Schlager hat die deutsche Sängerin Nicole vor langer Zeit den Eurovision Song Contest gewonnen. Heutzutage, da ihre Nachfolgerinnen froh sein müssen, wenn sie nicht auf dem allerletzten Platz landen, schlage ich eine Neuauflage des alten Erfolgssongs vor, ergänzt um eine Textzeile: „Ein bißchen Frieden – für ganz viel Geld.“ Denn dass der ESC in Tel Aviv letztlich raketenfrei über die Bühne ging, liegt vor allem an den 480 Millionen US-Dollar, mit denen die Regierung von Katar die Palästinenser vorübergehend ruhiggestellt hat. Unter
Zuletzt bekam ihn Alice Weidel zu spüren. Die in eine Parteispendenaffäre verstrickte Frontfrau der rechtspopulistischen AfD. Als Weidel die Generaldebatte im deutschen Bundestag nicht zur Aussprache über die Regierung, sondern zur eigenen Verteidigung nutzte, kommentierte das Angela Merkel mit nur einem Satz: "Das Schöne an offenen Debatten ist, dass jeder über das reden darf, was ihm wichtig ist." Großes Gelächter, Applaus und Merkel zurück zur Sache. Auch wenn sie ihn in der Öffentlichkeit nur äußerst sparsam einsetzt: Die deutsche Kanzlerin hat einen wunderbar trockenen Humor.