Masken und Besetzung

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Susanne Glass über die Corona-Regierung in Israel.

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Susanne Glass über die Corona-Regierung in Israel.

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In Israel haben wir weiterhin Maskenplicht überall im öffentlichen Raum. Wer beim Spazierengehen ohne Maske erwischt wird, muss umgerechnet 130 Euro Strafe zahlen. Nach meinen Beobachtungen halten sich die meisten daran. Die Maske wird zum modischen Accessoire. Am liebsten wird sie locker unterhalb des Kinns vorm Hals getragen. So kann sie die empfindliche Haut vor der gefährlichen israelischen Sonne schützen und vertuscht gleichzeitig ein (Corona-bedingtes) Doppelkinn. Andere tragen den Mund-Nasen-Schutz um den Oberarm gewickelt oder gleich ganz unsichtbar in der Tasche. Sollte die Polizei danach fragen – was diese eigentlich nie tut –, können sie die Masken zumindest vorzeigen. Nun ist die zweite Welle da. In Israel und in den palästinensischen Gebieten steigen die Zahlen signifikant. Viele Schulen und Kitas wurden wieder geschlossen, einige Stadtbezirke abgeriegelt.

Ursprünglich war geplant, dass der Tourismus ab August anlaufen soll. Wenn die Entwicklung so weitergeht, ist das nicht sicher. Dabei hatten Israelis und Palästinenser die Situation bisher gut im Griff. Durch rasche Abriegelungs- und Quarantäne-Maßnahmen, aber auch weil die Bevölkerung relativ jung ist, blieb eine Seuchen-Katastrophe aus. Wegen Corona wird das Land jetzt von einer „Notstandsregierung“ geführt. Einer großen Koalition aus der nationalkonservativen Likud-Partei von Langzeitpremier Netanjahu und dem Mitte-Bündnis „Blau-Weiß“ seines bisherigen Rivalen Gantz. Beide beteuern, die Notgemeinschaft sei ausschließlich wegen der Pandemiekrise zustande gekommen. Das wichtigste Projekt der Corona- Regierung soll ab Juli umgesetzt werden. Dann will die Regierung Netanjahu mit der Annexion im Westjordanland beginnen. Was Annexion mit Corona zu tun hat? Nun ja, eigentlich nichts. Außer, dass sie ebenso wie das Virus unberechenbar gefährlich ist.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten.

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