Trumps „Big Deal“ für Nahost

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„Ein bißchen Frieden“: Mit diesem Schlager hat die deutsche Sängerin Nicole vor langer Zeit den Eurovision Song Contest gewonnen. Heutzutage, da ihre Nachfolgerinnen froh sein müssen, wenn sie nicht auf dem allerletzten Platz landen, schlage ich eine Neuauflage des alten Erfolgssongs vor, ergänzt um eine Textzeile: „Ein bißchen Frieden – für ganz viel Geld.“ Denn dass der ESC in Tel Aviv letztlich raketenfrei über die Bühne ging, liegt vor allem an den 480 Millionen US-Dollar, mit denen die Regierung von Katar die Palästinenser vorübergehend ruhiggestellt hat. Unter Vermittlung Ägyptens und mit Duldung Israels. Kurz vor dem ESC waren noch aus dem von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifen Hunderte Raketen Richtung Israel abgefeuert worden. Mit der halben Milliarde US-Dollar Feuerpausen-Geld aus Katar sollen die zutiefst zerstrittenen palästinensischen Parteien Fatah und Hamas ausstehende Löhne bezahlen und die Menschen im Elendsstreifen Gaza irgendwie weiter überleben können.
Seit Kurzem wissen wir, dass sich auch US-Präsident Trump seinen lange angekündigten „Big Deal“ für Frieden in Nahost als Geldgeschäft vorstellt. Bei einer Konferenz in Bahrain Ende Juni sollen den Palästinensern finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt werden. Wohlgemerkt: Ohne dass ein politischer Plan vorliegt. Die Zweistaatenlösung hat Trump ja längst gemeinsam mit Israels Premier Netanjahu vom Tisch gefegt. Bezahlen sollen hauptsächlich die arabischen Staaten. Die EU darf sich gerne beteiligen. Der Business-Plan Trumps geht offensichtlich davon aus, dass die Palästinenser frei nach dem Motto: „Präsident Abbas ist alt und braucht das Geld“ großzügig darüber hinwegsehen, dass die Frage nach ihrem eigenen Staat niemanden wirklich mehr interessiert. Viel Geld könnte da fließen. Geld, von dem dann wohl ein großer Teil – während Trump von „ein bißchen Frieden“ träumt – in den Kauf neuer Waffen investiert wird.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten

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