Skifahren im Nahostkonflikt

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Nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani wurden in Israel die Skipisten gesperrt. Was für die überwiegend nichtskifahrende Bevölkerung kein Drama war. Und ausländische Skitouristen verirren sich ohnehin nicht zu den Liften auf dem Golan. Kein Skivergnügen also, ansonsten befand sich Israel im Normalzustand. Während die Welt befürchtete, dass Trumps impulsive Entscheidung den Nahen Osten in ein Inferno verwandeln könnte. Besonders gefährdet: Israel als Irans Todfeind, umzingelt von Ländern, in denen iranische Milizen über beängstigende Raketen-Arsenale verfügen.

Natürlich gab es auch in Israel Krisensitzungen des Sicherheitskabinetts. Die Menschen verfolgten die Entwicklungen sehr aufmerksam – aber insgesamt unaufgeregt. Normalzustand eben, in einem Land, das ständig mit der iranischen Bedrohung lebt, in dem die Überzeugung herrscht, dass der Iran nur eine harte Sprache versteht – und dass der Nutzen des Attentats auf den iranischen Befehlshaber, der viele Länder destabilisierte und unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hatte, größer ist als die Risiken.

Derzeit spricht einiges für diese Sichtweise. Der Iran ist zumindest im Moment deutlich geschwächt. Das Land hat seinen militärischen Chefstrategen verloren. Statt als Vergeltung amerikanische Soldaten zu töten, hat der Iran versehentlich ein ukrainisches Flugzeug mit mehr als 170 Passagieren, darunter viele Iraner, abgeschossen. In Teheran demonstrieren wütende Menschen gegen das Regime. Sie vermeiden es, die israelische Flagge, die ihre Machthaber zur Demütigung des Erzfeindes auf die Straße pinseln ließen, mit Füßen zu treten. Wer darüber läuft, wird ausgepfiffen. Diese Entwicklung hat in Israel positive Aufregung verursacht. Das Skigebiet auf dem Berg Hermon ist wieder geöffnet.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten.

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