Nahostkonflikt: Jenseits von Gaza

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Schlimmer denn je prallt die Unversöhnlichkeit zweier Wahrheiten aufeinander, die beide – Israelis wie Palästinenser – zu Opfern und Tätern macht.

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Schlimmer denn je prallt die Unversöhnlichkeit zweier Wahrheiten aufeinander, die beide – Israelis wie Palästinenser – zu Opfern und Tätern macht.

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Da war Nahal Oz, die kleine israelische Siedlung nahe der Grenze nach Gaza. Das erste, was wir sahen, waren Kühe – alle tot. Eine Granate von „jenseits“ hatte eingeschlagen. Stunden später rollten wir, eine Handvoll Journalisten, hinter ersten israelischen Panzern in Gaza ein – jener Stadt, die mir seither wie der Vorhof der Hölle erscheint. Es war der Beginn des Sechstagekriegs 1967.

Was wir damals in Gaza erlebten, war ein einziger Schrecken: Die Heckenschützen. Die Trümmer. Die zerrinnenden Körper unter der Sonne. Die Prozession versteinerter arabischer Gesichter, die uns mit weißen Tüchern entgegenzog – Zeichen ihrer Unterwerfung unter den israelischen Feind. Jetzt ist der Alptraum nach Gaza zurückgekehrt – und hat begonnen, auch nach Israel hineinzuwachsen: nach Lod, Haifa, Aschkalon … Hass, Angst und Gewalt haben dort die Straßen erobert: Jüdische und arabische Israeli zerstören Gebäude, liefern einander Gefechte – und zerstören so die fragile Illusion eines Miteinanders.

Unversöhnliche Welten

Und schlimmer denn je prallt die Unversöhnlichkeit zweier Wahrheiten aufeinander, die beide – Israelis wie Palästinenser – zu Opfern und Tätern macht: Opfer entarteter Politik und versäumter Chancen. Und Täter in einer unendlichen Spirale von Kampf und Tod, Trauer und Hass.

Ja, wenn die Raketen schweigen, dann wissen beide um die Unausweichlichkeit des Zusammenlebens, irgendwann – eine Vision, die sich im Schutt der Zerstörungen in immer größere Ferne verschiebt. Unfähig, künftig unter einer Fahne zu leben, ist aber auch der Traum einer friedlichen Nachbarschaft in über fünf Jahrzehnten israelischer Besetzung verloren gegangen.

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