„Amerika“ – welch unterschiedlichen Klang hat dieses Wort im Lauf meines Lebens gehabt, von den Jugendjahren bis ins Heute! Da waren Zeiten der Nähe, ja Bewunderung, aber auch der Enttäuschung, der Dankbarkeit und des Zorns. Fast immer standen konkrete Namen und Begriffe stellvertretend für derlei Gefühle: Marshallplan, Kennedy und Obama, aber auch Nixon, Watergate und Trump. Und heute, unter Joe Biden und im Blick auf die Kongresswahlen in diesem November sowie das Rennen um das Weiße Haus im Spätherbst 2024? Wer dieser Tage dem politischen Diskurs in den USA und in den
Universität Wien, Kleiner Festsaal. Kameras und Publikum verfolgten dieser Tage einen Höhepunkt der „Langen Nacht der Forschung“: Mit gebührendem Stolz stellte das Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit dem ORF ein Großprojekt vor – die Aufarbeitung des Lebenswerks von Hugo Portisch. Akribisch wird ab jetzt das schriftliche und digitale Vermächtnis des verstorbenen Jahrhundertjournalisten bearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht; darunter allein 800 Stunden seiner Zeitzeugeninterviews der TV-Serien „Österreich II“ und „Österreich I“ – als kostbare
Als „Fest des Lebens“ hat es Ostern heuer schwer. Was bleiben kann, das ist die Botschaft, immer wieder aufzustehen und nicht liegen zu bleiben, wenn wir gefallen sind.
Das Märchen von ,des Kaisers neuen Kleidern‘ zeigt: Wo Hochmut und Gier verhindern, dass Korruption, Lüge und Scheitern eingestanden werden, gerät Allmacht schnell an den Abgrund.
Am 19. Februar wäre Hugo Portisch 95 Jahre alt geworden. Eine Würdigung des im Vorjahr verstorbenen großen Journalisten, Geschichtelehrers – und Freundes.
Kein anderes Forum als die OSZE mit Sitz in Wien kann den Europäern in West und Ost deutlicher vor Augen führen, wie sehr all ihr Mühen um Gewaltverzicht und Vertrauensbildung zuletzt entgleist ist.
Heute, 50 Jahre nach der Wahl von Kurt Waldheim zum UNO-Generalsekretär, wäre es an der Zeit, seinen "Fall" nochmals in die Hand zu nehmen - sachkundig und überparteilich.
Unter Alexander Van der Bellen hat sich die Bedeutung des Amtes des Bundespräsidenten auf einzigartige Weise gezeigt. Gedanken zu Verfassung und Nationalfeiertag.
Österreich durchlebt in der Corona-Krise eine zunehmende Distanzierung vieler Bürger von Staat, Institutionen, Gesetzen, Regeln. Nun braucht es - unbedingt sachliche - Überzeugungsarbeit.
Ging es im längsten Waffengang der US-Geschichte überhaupt um afghanisches „nation-building“ oder letztlich darum, den Albtraum von 9/11 mit Bin Laden und Co vergessen zu lassen und ein zutiefst verarmtes, korruptes, zerrissenes Land endlich sich selbst zu überlassen?
Wissen, Würde, Weltgeist – das sind die Prämissen im Berufsstand der Diplomatie, sagt FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer. Ein- und Rückblicke eines Weitgereisten.
Es ist ein Gefühl, das mich seit Jahrzehnten begleitet, wann immer ich glaube, Kritisches schreiben zu müssen: Bin ich gerecht? Weiß ich genug, um eine Sache beurteilen zu können? Denn mit fortschreitendem Alter wächst zwar die innere Freiheit, für die eigenen Überzeugungen auch öffentlich einzustehen. Zugleich aber wächst auch die Sorge, aus einer Erfahrung zu schöpfen, die vom Gang der Zeit überrollt sein könnte. Und tatsächlich: Oft habe ich selbst Staatsmänner im Ruhestand erlebt, deren Urteile schon kurze Zeit später, abseits der Macht, von einer mächtigen
Es war die Schlagzeile einer heimischen Tageszeitung, die mich zuletzt nachdenklich gemacht hat: „Urlaub fast so wie früher“, stand da. Mit dem „fast“ war ausschließlich Corona gemeint - doch „mit dem Einhalten der 3-G-Regel steht der Urlaubsreise kaum noch etwas im Weg“. Deshalb der Rat: „Das Meer im Blick, das Virus im Nacken“. Die Mails der vergangenen Tage haben diesen Eindruck noch verstärkt: Reiseveranstalter und Hotelketten melden sich jetzt nach einem dürren Jahr geballt zurück: Ihr Motto: „Endlich wieder reisen!“ und „Machen Sie sich auf den Weg und
Wieviel Bürgernähe wäre Politikerinnen und Politikern anzuraten? Überlegungen anhand eines gemeinsamen Abends mit Pete du Pont, dem nun verstorbenen ehemaligen Gouverneur von Delaware.
Die Republikaner lehnten die Untersuchungskommission zum Kapitsturm ab. Durch den Verzicht auf die Wahrheit bleibt die dunkle Gestalt von Donald Trump weiterhin am Horizont.
Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass Krankheit und Tod zu den Konstanten unseres Lebens gehören. Das stellt wesentliche Sinnfragen des Menschseins ganz neu.
FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer ehrt in seiner Abschiedsrede seinen langjährigen Freund, den Journalisten Hugo Portisch, der am 1. April im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Bis zum 11. September zieht nun auch Amerika aus Afghanistan ab. Der längste Krieg der USA geht zu Ende – an seinen Zielen gescheitert und mit enormen Kosten an Mensch und Material.
Der mit Abstand wichtigste Journalist und Geschichtslehrer Österreichs hat mit 94 Jahren Abschied genommen – die Trauer darüber hat ganz Österreich erfasst. Ein persönlicher Nachruf von FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer.
Es war vor langer Zeit – und hat doch eine neue Aktualität bekommen: durch den ersten Jahrestag der Coronakrise – und den 94. Geburtstag von Hugo Portisch. Im Rückblick auf seine Zeit als Kurier-Chefredakteur ist mir zuletzt ein Nachmittag in den 1970er Jahren in den Sinn gekommen, als Portisch eben von einer Japan-Reise heimgekehrt war, wo er die großen Zeitungsredaktionen besucht hatte. Vom Erlebten beeindruckt (und betroffen), erzählte er uns damals, womit auch wir heimischen Medienleute früher oder später zu rechnen hätten: keine Fahrten mehr ins Büro. Keine Teamarbeit wie
Donald Trump hinterlässt eine zutiefst verwundete Demokratie und – weit über die USA hinaus – ein dramatisches Warnsignal: Wie verletzlich politische „Gewissheiten“ sind.
Seit mehr als 50 Jahren erlebe ich Amerikas Präsidentenwahlen interessiert – und nicht selten auch als unmittelbarer Augenzeuge. Nun aber frage ich mich: Haben die USA in dieser langen Zeit schon Ähnliches wie jetzt erlebt: hier ein weitgehend moralfreier Amtsinhaber; dort einen bemerkenswert blasser, aber aufrechter Herausforderer. Und eine Riesen-Nation zudem im Bann einer globalen Pandemie, einer erdrückenden Wirtschaftskrise und serienweiser Naturkatastrophen. Mehr noch: Ein Wahlvolk inmitten einer beispiellosen politischen Polarisierung. In dieser schroffen
Erdoğans Rückeroberung der „Hagia Sophia“ folgt dem uralten Schema der machtpolitischen Instrumentalisierung von Religion, schreibt FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer in seiner Kolumne "Nußbaumers Welt".
Weder Politiker noch Journalisten haben es in Zeiten von Corona leicht. Gerade deshalb gebührt beiden Berufsgruppen ausnahmsweise einmal anderes als nur Misstrauen.
Im Mai 2020 erinnert sich Hugo Portisch an den 8. Mai 1945, er spricht über die Aufarbeitung dieses Datums in der Republiksgeschichte – und was wir aus der Historie gelernt haben. Ein Interview aus dem FURCHE-Navigator.
Alle Jahre wieder gehen wir durch das Epizentrum unseres Glaubens: von Karfreitag bis Ostersonntag, vom Dunkel auf Golgotha bis ins Licht der Auferstehung. Wir feiern, dass der Tod nicht das letzte Wort hat – spüren dabei aber auch, wie sehr es mit fortschreitendem Alter bei uns genau umgekehrt läuft: Immer öfter geht es ans Abschiednehmen. Unausweichlich werden wir Jahr für Jahr krankheitsanfälliger, auch pflegebedürftiger; entdecken uns zunehmend als sozi ale Belastung; verstehen bisweilen sogar, dass uns das Heute nur noch begrenzt gehört. Und tatsächlich: Da war doch erst
Keine zwei Wochen ist es her: Der Koffer war gepackt, das Auto startbereit. In letzter Minute aber haben wir auf die Fahrt zum großen Familienfest verzichtet – die Corona-Sorge hatte unsere Vorfreude überwältigt. Bald war auch das Fest abgesagt und das Hotel dankte sogar für unser Fernbleiben; es sperrte zu. Tags darauf war der ganze Ferienort in Quarantäne. So schnell hatte ein unsichtbarer Feind das Leben verändert. Österreich, Europa, die Welt – alle fielen in die große Starre. Niemand weiß heute, wie lange uns das Unnatürliche, Außergewöhnliche dominieren wird. Und auch die
Ich kenne ihn seit Jahrzehnten – als Kollegen und Freund. In unterschiedlichen Medien beschäftigt, hat uns viel verbunden. Bis ich gespürt habe: In interreligiösen und integrationspolitischen Fragen hat er mich zunehmend aus der Distanz – und als riskanten Naivling angesehen. Über unserem bisher letzten Heurigen-Besuch stand seine Überzeugung, mit dem islamischen Vormarsch samt Alkoholverbot würden auch die Buschenschanken verboten. Und das Auftauchen einer muslimischen ORF-Journalistin mit Kopftuch hat er als „linksradikal-islamistische Agitation und Kampfansage an die Seher“
Sebastian Kurz trifft Donald Trump: Heinz Nußbaumer lässt aus diesem Anlass bisherige österreichisch-amerikanische Treffen Revue passieren - und wünscht sich etwas.
Es war wie ein Crash-Kurs in Welt-erfahrung: Gut 35 Jahre sind vergangen, seit sich Kurt Waldheim nach einem Jahrzehnt als UNO-Generalsekretär dazu entschloss, die Erfolge und Enttäuschungen seiner Amtszeit in Buchform festzuhalten. Wochenlang haben wir uns damals gemeinsam ans Formulieren gemacht. Mehrfach war ich zuvor mit ihm in der Welt unterwegs gewesen und hatte miterlebt, welch unterschiedliches Ansehen die Vereinten Nationen weltweit genossen: Staaten wie die USA sahen den Generalsekretär bestenfalls im Rang eines Außenministers; Entwicklungsländer aber feierten ihn wie den
Wie ermüdend und spannend zugleich: Die Welt erlebt soeben das Finale im Kampf um das politische Überleben des mächtigsten Mannes der Welt. Es geht um die Missachtung und Behinderung der amerikanischen Demokratie. Und mit jedem Tag zeigt sich deutlicher, wie polarisiert die US-Nation, wie schwammig ihr Verfassungs-Fundament – und wie charakterlos ihre Alltagspolitik im Zeitalter von Donald Trump geworden ist. Jenem Präsidenten, der in den vergangenen drei Jahren alle Vorstellung übertroffen hat, was an Tabubruch möglich ist. Längst gibt es in Amerika keinen Konsens mehr, was ein
„Gute Führung braucht ihre Zeit“, hat der 1933 gewählte US-Präsident Franklin D. Roosevelt gesagt – und um 100 Tage Schonfrist gebeten. Daraus ist ein Ritual geworden, vielzitiert, längst aber weitgehend unbeachtet. Das liegt nicht nur an unseren Medien und der Opposition, sondern auch an den Regierenden, die möglichst schnell ihre Kompetenz beweisen, vor allem aber ihre inhaltlichen Markierungen festschreiben wollen. Dies allein deshalb, um den Spielraum und die Mitsprache des Koalitionspartners zu begrenzen. Kräftiges Beispiel dafür war zuletzt ein Kurier-Interview der neuen
Samstag vergangener Woche starb Sultan Qabus, der sein Land aus der Armut gerissen und sich als Friedensfürst inmitten von Fundamentalismen, Terrorismen und Todfeinden bewährt hatte. Eine persönliche Erinnerung des FURCHE-Herausgebers.
Es war das spektakulärste Geschenk unter dem Christbaum: Ein Weltatlas, mehr als sechs Kilogramm schwer. Die Erde im Großformat, faszinierend detailgenau und mit atemberaubenden Satellitenbildern. Viele Stunden bin ich seither davorgesessen. Habe Orte gesucht und gefunden, die Zeitgeschichte geschrieben haben – und solche, die ich als Journalist in Kriegen, Krisen und Katastrophen besucht, beschrieben und nie mehr vergessen habe – von Lateinamerika über Arabien und Israel bis Tibet und Neuguinea. Dabei ist mir neu bewusst geworden, wem ich dieses Interesse an der Welt und an fernen
Hugo Portisch hat von Außenminister Alexander Schallenberg das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik“ erhalten. Eine Laudatio von einem seiner engsten Weggefährten, FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer.
Nun ist es also so weit: Die Weichen für eine mögliche Amtsenthebung Donald Trumps sind gestellt. Wegen seiner Vermischung von Staatsinteressen und persönlichen Vorteilen wird er als Angeklagter in das Wahljahr 2020 starten – um am Ende vielleicht sogar als großer Sieger daraus hervorzugehen. Seine Chance liegt in der Unschärfe der entsprechenden US-Verfassungsartikel, auch in der Senatsmehrheit „seiner“ Republikaner – und in der Tatsache, dass der konkrete „Impeachment“-Anlass (die sogenannte „Ukraine-Affäre“) nur einen recht kleinen Aspekt von Trumps Defiziten
Das große Amerika und das kleine Israel: Es waren diese beiden Länder, die in jungen Jahren mein Welt-Interesse geweckt hatten. Aus guten Gründen: Da waren die US-Soldaten als „Besatzer“ im heimatlichen Salzburg, mit ihren Geschenken für uns Kinder, mit ihren Büchern und Schallplatten im „Amerika-Haus“ – und mit manchen Abschiedstränen, als sie nach dem Staatsvertrag 1955 abgezogen sind. Die Nähe zu Amerika hat mich später jahrzehntelang begleitet – als Journalist in Wahlkämpfen, nach nationalen Dramen und in vielen Interviews, bis ins Weiße Haus. Und da war Israel: Die
Wütend schlägt der Föhnsturm die Meereswellen gegen die Athosküste. Die Schifffahrt ist eingestellt. Den Klöstern bleibt eine kurze Entspannung im Pilger-Andrang. Eben noch war Bartholomaios I. hier, der Patriarch von Konstantinopel, und tausend Gäste mussten in einem einzigen Kloster versorgt und untergebracht werden. Jetzt aber ist Durchatmen angesagt – goldene Tage für die Seelen und die auf Stille hoffenden Herzen. Und, im 33. Jahr meines Kommens, auf Zeit für Zeichen der herzlichen Nähe. Nirgendwo sonst erlebe ich ein so immerwährendes „Kyrie eleison“ und „Halleluja“
Von Dankbarkeit und ihrem Fehlen war im jüngsten Sonntags-Evangelium die Rede: Neun der zehn Aussätzigen, die Jesus geheilt hatte, waren wortlos nach Hause gegangen – nur einer hatte kehrtgemacht, um sich zu bedanken. Beim Zuhören sind mir einmal mehr die eigenen Defizite an Dankbarkeit eingefallen. Und Stunden später, während der Abendnachrichten mit all ihren globalen Dramen, ist mir dankbar bewusst geworden, in welch friedlichem, stabilem, gesegnetem Land wir Österreicher leben dürfen – ungeachtet aller Alltags-Versagen. Heute, Donnerstag, beginnen die „vertiefenden
An diesem Sonntag war ich einer von gut einer Million Wahlkartenwählern. Früh hatte ich eine Herbstreise in die Schweiz gebucht – und so den vergangenen Sonntag aus der „nahen Fremde“ erlebt. Sehr spannend! Die Eidgenossen sind unsere Nachbarn, ihre Medien kennen uns lange – und ihr Blick auf unsere Politik war auch zuletzt von schmerzhafter Klarheit. Noch am Samstag war da von Wiener „Ibiza-Strizzis mit Bierbauch und Goldketterl“ zu lesen, auch von „Gentlemen-Rassisten und Edelpopulisten“ – und von einem jungen Ex-Kanzler, der „nicht nur Erfüllungsgehilfe der rechten
Laut Lexikon ist ein „Duell“ von alters her ein „freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, der von den Kontrahenten vereinbart wird, um eine Ehren-Streitigkeit auszutragen“. Und: „Duelle sind heute in den meisten Ländern verboten.“ Nicht so in Österreich: Seit Wochen machen uns die Medien zu Zaungästen immer neuer Vorwahl-„Duelle“, die gottlob nicht mehr blutrünstig, dafür aber nur mäßig ritterlich ablaufen – und die zunehmend auch weiblich besetzt sind. „Schlagabtausch“ nennt sie der ORF martialisch. Und so, wie der Fußball sein Publikum
Natürlich hat das auch mit dem Altern zu tun: Die Faszination für Jubiläen und Jahrestage aller Art. Dahinter verbirgt sich meist auch Stolz auf persönliche Erinnerungen – Schönes wie Tragisches. Als ein kleiner, wertvoller Bonus gegenüber allen Vorzügen der Jugend. Das laufende Jahr 2019 ist randvoll mit Erinnerungen: an den Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939); an die Mondlandung (1969), das Ende der Ost-West-Teilung (1989) und die Geburt des Euro (1999); an Wahlen, Revolutionen und Friedenskonferenzen – und an jede Menge prominenter Geburts- und Todestage. „History“-Sendungen
Keines der vielen aktuellen Interviews mit Paul Lendvai (vgl. auch Seite 8 der FURCHE) hat diesen Zusammenhang unerwähnt gelassen: Nur fünf Tage vor seinem 90. Geburtstag, der an diesem Samstag gefeiert wird, hat sich jener Tag zum 30. Mal gejährt, an dem der Eiserne Vorhang zwischen Lend vais „zwei Heimaten“ – Ungarn und Österreich – durchschnitten wurde. Es war der Anfang vom Ende des Sowjet-Kommunismus. Und Lendvai hat erneut keinen Zweifel gelassen, wem dieser geschichtliche Umbruch von 1989 letztlich zu verdanken war: Nicht den Ungarn, Polen oder anderen unterjochten Völkern.
Es ist ein riskantes Ritual: Sobald die frisch gedruckte FURCHE da ist, lese ich den Text meiner Kolumne noch einmal kritisch. Überzeugt er mich halbwegs? Habe ich Wichtiges vergessen? Würde ich ihn jetzt anders schreiben? „Schickt sie zurück“ war zuletzt mein Thema. Ein besorgter Blick auf Donald Trump und um seine giftige VorwahlSaat von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Mauerbau. Beim Wieder-Lesen sind mir dann Zweifel gekommen: Habe ich es mir nicht zu leicht gemacht – als Europäer und Österreicher? Steckt nicht enorm viel „Trump“ auch in unserer Politik,
Ich werde euer Präsident für Gesetz und Ordnung sein!" Also sprach Donald Trump 2016 vor seinem Amtsantritt im Weißen Haus. Tatsächlich gehört es ja gemäß US-Verfassung zu seinen obersten Pflichten, "dafür zu sorgen, dass die Gesetze getreu vollzogen werden". Es ist anders gekommen, ganz anders. Amerikas Medien nennen Trump jenen Präsidenten, der -wie kaum ein zweiter -"gesetzlos und unmoralisch" agiert. Sechs Kongress-Ausschüsse sammeln derzeit Fakten über seine Lügen, seinen Machtmissbrauch, seine Behinderung der Justiz Und sein früherer FBI-Chef James Comey sieht ihn als
Es war der 17. Jänner 2015, abends. Am Telefon meldeten sich zwei Hierarchen von Staat und Kirche: Ob ich bereit sei, der stellvertretende Generalsekretär und Vertreter Österreichs im Wiener „König Abdullah-Dialogzentrum“ (KAICIID) zu werden. Zur Erinnerung: Zuvor hatte Ex-Justizministerin Bandion-Ortner diese Funktion wegen peinlicher Interviews zurücklegen müssen (z. B.: in Saudi-Arabien werde ja ohnedies „nicht jeden Freitag geköpft“ …). Ich habe das Angebot damals nicht angenommen – weil, erstens, schon zu alt; zweitens nicht vielsprachig genug; und, drittens, die
Nein, für ihn war das keine große Sache – für uns aber ein wichtiges Zeichen seiner Entschlossenheit, Gutes zu tun: Der FURCHE hat Herbert Batliner jahrelang geholfen, unsere Zeitung österreichweit in alle höheren Schulen zu schicken. Weil die von uns vertretenen Werte auch ihm ein Anliegen waren. Und so hat er aus dem finanziellen Rückhalt seiner Anwalts- und Treuhandkanzlei in Liechtenstein ungezählte kulturelle, religiöse und europapolitische Anliegen mit hohen Beträgen ermöglicht und gefördert. Angetrieben von der Überzeugung, dass „Wohlstand verpflichtet“. Seine zweite
Mai 1964, vor 55 Jahren: Meine erste Israel-Reise als junger Journalist. Begeistert schreibe ich über ein Volk, das aus dem Inferno neu auferstanden ist. Drei Jahre später arbeite ich in der Kurier-Außenpolitik – und Hugo Portisch schickt mich in den „Sechs-Tage-Krieg“ zwischen Israel und den Arabern, in dem der bedrohte jüdische David den angreifenden Goliath vernichtend besiegen wird. Den Palästinensern gehört noch kaum Aufmerksamkeit. Meine Kriegsreportagen haben Folgen: Israels politische Elite verwöhnt mich – die arabischen Nachbarn verweigern mir lange die Einreise. Mit
Es sind lange Tage des Fernsehens und Zeitunglesens – mit viel Lob für das, was meine Medienkollegen derzeit zustande bringen. Die „Vierte Gewalt“ hat ihre Verantwortung in diesen Tagen eindrucksvoll wahrgenommen. Selten konnte man als Bürger so unmittelbar miterleben, wie „Politik“ ihre Eigengesetzlichkeit entwickelt – und wie rasch sich individuelles Versagen im Netzwerk von Partei-Interessen bis zur Regierungskrise potenziert. Dass uns noch Ärgeres erspart bleibt, verdanken wir den Verfassungsvätern und einer Institution, deren öffentliche Leuchtkraft erst nach der
Als Gymnasiasten waren wir einmal in einen ausgetrockneten Abwasserkanal eingestiegen – in der Hoffnung, in den Keller unserer Schule vordringen zu können. Vergeblich, das Ende war versperrt, sechs Buben steckten in der Röhre – und für ein Umdrehen war der Kanal zu eng. Die Panik jenes Rückzugs macht mich noch heute unfähig, aus medizinischen Gründen in Kernspin-Röhren zu steigen. Das erleichtert mir aber, die Gefühle der Menschen im Westjordanland und Gazastreifen zu erahnen – eingeschlossen von Mauern, Zäunen und gesperrten Küsten. Und gezwungen, um jedes Stück Freiheit und
Der Doyen der katholischen Publizistik Österreichs und langjährige "Mr. FURCHE", Hubert Feichtlbauer, ist 85-jährig an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben.
Er war weit mehr als der Journalist und der Zeithistoriker der Nation: Hugo Portisch gehörte auch zu den moralischen Instanzen des Landes – weit über seine Profession hinaus. Nun ist er im 95. Lebensjahr verstorben. FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer, einer der engsten Weggefährten Hugo Portischs, 2015 über dessen Biografie.
" Wollten unsere Vorfahren noch gut vorbereitet in den Tod gehen, so hofft eine große Mehrheit heute, plötzlich sterben zu dürfen - immer öfter auch nach freier Entscheidung. “Menschen, denen ich einmal näher gekommen bin, sind gestorben. Drei allein in diesen Tagen: Kurt Krenn, Karl Löbl und Maximilian Schell. Der Neigung, von ihnen zu erzählen, widerstehe ich - zu nahe läge der Verdacht, mich durch deren Bekanntheit wichtig machen zu wollen. Um Sterben und Tod geht es in diesen Zeilen aber doch. Genau zehn Jahre sind vergangen, seit Kardinal König seinen wunderbaren Brief an den
Es ist wahr: Ich bin befangen. In seinen letzten vier Hofburg-Jahren war ich Kurt Waldheims Sprecher, war bis zu seinem Tod sein Freund. Und bis an das eigenes Lebensende werde ich darauf beharren, dass die "Causa Waldheim“ ein Menschenrechtsfall bleibt. Es ist also nicht leicht, bei diesem brisanten Thema meinen Vorstellungen von Objektivität zu entsprechen. Nur: Der ORF hat am vergangenen Samstag nicht den geringsten Versuch gemacht, mich von seiner Objektivität zu überzeugen. Genau 25 Jahre sind seit der "Watchlist“-Entscheidung Amerikas gegen Bundespräsident Waldheim vergangen -
Der 14. Dalai Lama, Tibets religiös-politisches Oberhaupt und die weltweit am meisten bewunderte Persönlichkeit, feiert diese Woche im Exil den 75. Geburtstag. Seine demonstrative Gewaltfreiheit hat ihm den Friedensnobelpreis gebracht, aber keine Heimkehr – und keine Freiheit für seine geschundene Heimat.