Vom Zeitgeist überrollt
Über die "Islam-Landkarte", den Tod von Andreas Bsteh und die Schulden nach dem Ende der Orientgesellschaft Hammer-Purgstall.
Über die "Islam-Landkarte", den Tod von Andreas Bsteh und die Schulden nach dem Ende der Orientgesellschaft Hammer-Purgstall.
Ist es Zufall – oder schlicht das Ergebnis selektiver Aufmerksamkeit: Wieder einmal fügen sich die Ereignisse zu einem rätselhaft widersprüchlichen Mosaik.
Da ist der Streit um die „Islam-Landkarte“, die – so die einen – alle hier lebenden Muslime unter einen Generalverdacht stellt. Ein Vorwurf, den ihre Urheber als „konstruierte Skandalisierung“ zurückweisen. Was freilich offen lässt, warum sich gerade das Integrationsministerium mehr mit Sicherheitsfragen zu befassen scheint als mit kreativen Impulsen für ein entspanntes Zusammenleben von Kulturen und Religionen.
Da ist zeitgleich die Nachricht vom Tod des letzten großen Impulsgebers für interreligiösen, interkulturellen Dialog in unserem Land. 87-jährig ist P. Andreas Bsteh SVD dieser Tage verstorben. Von Alois Mock und Kardinal König berufen, hat er in lebenslanger theologischer Feinarbeit an einem Bündnis der Weltreligionen gewerkt – getragen von Gastfreundschaft, Respekt und Neugierde für die geistigen Schätze der Anderen. Wissend, dass Europa unausweichlich ein Kontinent religions-pluraler Verständigung sein muss, um überleben zu können. Sein Fundament war christliche Identität und offener Horizont. Was davon wird bleiben?
Corona und politisches Desinteresse
Da ist zugleich auch die schlimme Nachricht, wie es jenen Flüchtlingen ergeht, die wir nach wie vor in gesetzlich verordneter Herzlosigkeit in die Hölle Afghanistans zurückschicken. Aber wen kümmert das noch? Dass die brisante Studie der „Diakonie“ zu einem (zumindest zeitweisen) Abschiebestopp führen könnte, wird sich weiter als naiv erweisen. Zu konsequent hat ein anderer Zeitgeist das Land überrollt.
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