Putin: Ein Krieg im Nebel der Lügen
Das Märchen von ,des Kaisers neuen Kleidern‘ zeigt: Wo Hochmut und Gier verhindern, dass Korruption, Lüge und Scheitern eingestanden werden, gerät Allmacht schnell an den Abgrund.
Das Märchen von ,des Kaisers neuen Kleidern‘ zeigt: Wo Hochmut und Gier verhindern, dass Korruption, Lüge und Scheitern eingestanden werden, gerät Allmacht schnell an den Abgrund.
„Die Wahrheit ist das wertvollste aller Güter – sie sollte mit Sparsamkeit und Zurückhaltung gehandhabt werden“: Mehrere deutsche Medien veröffentlichten dieses Zitat im Juni 1986 augenzwinkernd aus einem eben erschienenen Bestseller-Roman. Man könnte vermuten, dass es damals auch vom noch jungen KGB-Agenten Wladimir Putin als Dienstlektüre gelesen wurde, der eben für drei Jahre von Moskau nach Dresden übersiedelt war. Wer ihn jetzt, 35 Jahre später, im Ukraine-Krieg beobachtet, der könnte jene Mahnung zum sparsamen Umgang mit der Wahrheit für sein Lebensmotto halten.
„Desinformation“ ist so alt wie der Krieg, heißt es gerne. Aber die Flut von krausen Unwahrheiten, die derzeit aus Moskau hereinbricht, übersteigt – so scheint es – jede historische Erfahrung. Erinnern wir uns: Unmittelbar vor der Invasion attackierte der Kreml die USA und die NATO: Sie würden gegen alle Fakten Kriegsangst und antirussischen Hass schüren. Prompt aber kam der Großangriff. Dann aber war es angeblich gar kein „Krieg“, sondern eine „militärische Spezialoperation“ – gegen drogenabhängige ukrainische Nazis, gegen amerikanische Biowaffenlabors, auch gegen NATO-gedopte Vögel mit Krankheitserregern im Anflug auf Russland. Mehr noch: Sondertruppen Kiews würden die eigenen Städte bombardieren, die eigenen Theater, Spitäler, Kindergärten zerstören und Kinder töten. Putins schrille Feind-Rhetorik Was dabei auffällt:
Putins Feind-Rhetorik
wird immer schriller, seine Gehirnwäsche am eigenen Volk verlogener. Immer offenkundiger wird auch, dass die Grundthemen seiner Desinformation schon vor Jahren festgelegt wurden. Und: Jenseits aller Kriegspropaganda geht es Putin zumindest um gezielte Landnahme im ukrainischen Süden und Osten.
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