Corona: Wendepunkt in unserer Geschichte?

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Über Solidarität und die Fragilität der Demokratie angesichts der Pandemie und Wirtschaftskrise.

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Über Solidarität und die Fragilität der Demokratie angesichts der Pandemie und Wirtschaftskrise.

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Es war am Donnerstag der Vorwoche, als Michael Niavarani – Kabarettist, Schauspieler und Autor – in der spät-abendlichen TV-Sendung „Stöckl“ über die Coronakrise eine höchst bemerkenswerte Erkenntnis verriet: „Mir wird oft gesagt: Das Furchtbare ist, dass man jetzt unsere Grund- und Menschenrechte beschnitten hat. Ja, das ist schon richtig. Aber das erste Mal in der Geschichte der Menschheit war es, um Menschenleben zu retten! Bis jetzt haben uns die Regierungen – Diktatoren, Monarchen – mit der Beschränkung der Menschenrechte immer nur in den Krieg geschickt. Jetzt ist uns erstmals befohlen worden, Leben zu retten! Ich glaube, genau das wird in 150, 200 Jahren ein großes Kapitel in den Geschichtsbüchern sein.“

Ein wichtiger Gedanke, der freilich mit aktuellen Meldungen aus vielen Ländern in Konflikt zu stehen scheint. Denn gerade jetzt erleben wir die Aufmärsche von Corona-Leugnern, Querdenkern, Verschwörungstheoretikern etc., die demonstrativ das Tragen von Schutzmasken verweigern, die ihre Wut gegen Autoritäten (Politik, Experten) und Medien hinausschreien und die ihre individuelle Freiheit samt mancher ideologischen Fragwürdigkeit einfordern. Zehntausende Demonstranten, die uns am Beginn eines kalten Herbstes mit heißen Fragen ­konfrontieren: Wie gereizt, ja polarisiert ist unsere demokratische Gesellschaft? Und wie zerbrechlich unsere menschliche Solidarität?

Wachsender Zorn

Das alles geschieht nur kurz nach den herzerwärmenden Wochen des Miteinanders: Nach den Dank-Gesängen von Balkonen; nach dem Applaus für unser Pflege- und Supermarkt-Personal; nach Nachbarschaftshilfe und einem Kurzzeit-Miteinander der Parteien! Nun wissen wir längst: Nichts lässt Menschen mehr zusammenwachsen als eine gemeinsame Bedrohung – Krankheit und Tod vor allem. Eher neu aber ist, wie schnell schon erste Lockerungen ein Bedürfnis nach Autonomie und Aufstand wiederaufleben lassen – und wie sehr bei Anderen der Zorn darüber wächst, dass sie sich weiter gefügig einschränken, während viele schon darauf pfeifen.

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