Zu Besuch im Oval Office

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Sebastian Kurz trifft Donald Trump: Heinz Nußbaumer lässt aus diesem Anlass bisherige österreichisch-amerikanische Treffen Revue passieren - und wünscht sich etwas.

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Sebastian Kurz trifft Donald Trump: Heinz Nußbaumer lässt aus diesem Anlass bisherige österreichisch-amerikanische Treffen Revue passieren - und wünscht sich etwas.

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Politik sollte nicht aus Erinnerungen leben. Und doch: Alles hat seine Vorgeschichte und seine großen und kleinen Weichenstellungen unterwegs ins Heute. So auch jetzt, wenn Kanzler Kurz die Koffer für seine Reise zu Donald Trump packt. In wenigen Tagen ist es so weit.

Unausweichlich denke ich zurück an gut 50 Jahre österreichisch-amerikanischer Treffen im Weißen Haus, die ich selbst miterlebt habe. An Begegnungen zweier Nationen und ihrer Politik-Spitzen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können:

  • Als Josef Klaus 1968 zu Lyndon B. Johnson flog, entschied sich erst im Landeanflug: Wien könnte sich doch als Schauplatz künftiger Vietnam-Friedensverhandlungen anbieten. Das blieb dann zwar Illusion, brachte aber den erhofften Zweispalter auf Seite 1 der New York Times.
  • Als Rudolf Kirchschläger 1984 im Weißen Haus speiste, gewann er dank Demut: „Ich verstehe, dass mein Besuch für Präsident Reagan ein mehr oder weniger verlorener Tag ist.“ So viel Unaufdringlichkeit provozierte mehr Österreich-Honig als erwartet.

„So viel Vertrauen wie möglich“

  • Ganz anders Bruno Kreisky: Für mehrere US-Präsidenten war der „Rebell aus Österreich“ (© Washington Post) als Gesprächspartner weit spannender als sein Land: intellektuell faszinierend, auch irrlichternd; nahost- und sowjet-kundig; bis in die Knochen neutral, aber mit einem festen Fundament: „So viel Vertrauen wie möglich zu den USA – und so wenig Misstrauen wie möglich zur Sowjetunion“.
  • Als dann Franz Vranitzky 1987, vier Wochen nach Verhängung der „Watchlist“ gegen Kurt Waldheim, in die USA flog, wurde ein – letztlich widersinniger – Ausweg aus der brisanten Peinlichkeit gefunden: Amerika hielt zwar am Einreiseverbot für Waldheim fest, sah im Bundespräsidenten aber „keinesfalls einen Kriegsverbrecher“. George Bush sen. hatte Waldheim knapp zuvor „with much love“ eine Werkzeugkis­te geschickt: Freund Kurt möge darin ein Gerät finden, um die Causa loszuwerden

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