Terror gegen Israel: Die Barbarei und wir

19451960198020002020

Nach dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel herrscht Entsetzen – und die Angst vor einem Flächenbrand des Hasses, bis hierher nach Österreich.

19451960198020002020

Nach dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel herrscht Entsetzen – und die Angst vor einem Flächenbrand des Hasses, bis hierher nach Österreich.

Werbung
Werbung
Werbung

Schlüpfen wir in die Rolle von Ahmad Al-Falastini: Der palästinensische Student wurde von israelischen Soldaten fünf Jahre lang inhaftiert und gefoltert, seine gesamte Familie starb bei einem israelischen Luftangriff und nun, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, schwört er Rache.

Nein, Ahmad Al-Falastini ist kein realer Charakter – er existiert nur im Spiel, im propagandistischen Shooter-Game Fursan Al-Aqsa (Ritter der Al-Aksa-Moschee): Erstmals werde hier der Nahostkonflikt „auf realistische Weise“ gezeigt, heißt es in der Selbstbeschreibung. Man wolle keinen Hass auf Juden schüren, aber gegen die israelische Besatzung von Palästina demonstrieren. Das Spiel kommt jedenfalls an: Nutzer Jumpman Sanic lobt die „Super-Kopfschuss-Animation“; und User Harolde schreibt darunter noch folgenden Satz: „Der 7. Oktober ist einer der größten Tage der Geschichte.“

Welche Bilder Harolde von diesem Tag vor Augen hatte, wissen wir nicht. Waren es auch jene vom Blutbad am Musikfestival in der Negevwüste, bei dem die Hamas mehr als 260 junge Menschen massakrierte? Waren es die Videos von blutverschmierten Geiseln? Oder die Bilder von abgeschlachteten Müttern, Vätern und Babys aus dem Kibbuz Kfar Asa? Noch nie seit der Schoa seien an einem Tag so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden, erklärte der israelische Armeesprecher Richard Hecht. Eine Zäsur in der blutigen Geschichte des Nahen Ostens, auf die Israel seinerseits mit der Ankündigung der völligen Abriegelung des Gazastreifens reagierte. Mit einer Bodenoffensive wird gerechnet, ein Blutbad droht – und mit ihm ein Flächenbrand des Hasses.

Perverse Freude

Die Sorge ist groß, dass dieser Hass auch in Österreich auf fruchtbaren Boden fällt – und sowohl Muslimfeindlichkeit wie Antisemitismus weiter wachsen. Noch am Abend des 7. Oktober sorgten Sympathiebekundungen für den Terror der Hamas für Empörung. Vorerst waren es freilich nur Versprengte, die ihre perverse Freude über das Massaker bekundeten. (Anm: Am Mittwoch Abend, nach Redaktionsschluss, kam es zu einer - unerlaubten - Prof-Palästina-Demonstration am Wiener Stephansplatz, die nicht aufgelöst werden konnte. Über 300 Identitäten wurden dabei festgestellt.)

Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich reagierte; wenn auch anfangs nur mit der eher allgemeinen Erklärung, dass „die Gewalt beendet werden“ müsse und die „Gebete und Gedanken“ bei den zahlreichen Opfern im Heiligen Land seien. Nach heftiger Kritik wurde IGGÖ-Präsident Ümit Vural in der Presse schließlich deutlicher: „Die Brutalität und Gewalt, die wir in den vergangenen Tagen seitens der Hamas beobachten mussten, sind absolut inakzeptabel und aufs Schärfste abzulehnen.“ Auch eine Handreichung für Islamische Religionslehrende legte man vor: Religion dürfe niemals instrumentalisiert werden, die Hintergründe der aktuellen Ereignisse seien politischer und nicht religiöser Natur.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung