Oase der Inklusion für Menschen mit Behinderung

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Die israelische Gesellschaft tut sich schwer mit Menschen, die aufgrund einer Behinderung nicht in das Bild des jungen, starken Staates passen. Nicht so in Adi Negev - ein Ort der Inklusion und der Koexistenz

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Die israelische Gesellschaft tut sich schwer mit Menschen, die aufgrund einer Behinderung nicht in das Bild des jungen, starken Staates passen. Nicht so in Adi Negev - ein Ort der Inklusion und der Koexistenz

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Bei einem Dreh vor Kurzem habe ich mich auf den ersten Blick in die Protagonisten schockverliebt. In den vierjährigen Azaria und seine Mutter Miko Schaffier. Beide mit einer extrem positiv-optimistischen Ausstrahlung. Azaria kam mit Downsyndrom und Epilepsie zur Welt. Miko ist orthodoxe Jüdin, hat neun Kinder und arbeitet noch als Pilates- und Hebräischlehrerin. Möglich ist ihr das, weil Azaria tagsüber liebevoll therapiert wird – in Adi Negev. Aus der Luft sieht die Einrichtung aus wie ein Dorf in der israelischen Negev-Wüste mit Swimmingpool und Ranch. Gegründet wurde sie von Doron Almog, einem israelischen General. Er war 1976 bei der legendären Befreiung von 105 israelischen Geiseln auf dem Flughafen von Entebbe in Uganda dabei, galt von da an als einer der „Helden von Entebbe“. 1984 wurde sein Sohn Eran geboren. Mit der Geburt, erzählt Doron, brach seine Welt, die für ihn als Militär bisher auf Stärke und Durchsetzungskraft basierte, zusammen. Eran hatte Autismus und multiple Behinderungen. Der Vater merkte schmerzhaft, wie schwer sich die israelische Gesellschaft mit Menschen tat, die aufgrund einer Behinderung nicht in das Bild des jungen, starken Staates passten. Miko Schaffier formuliert es ähnlich: „Israel ist ein klitzekleines, junges Land, das um seine Existenz kämpft. Da können manche Leute leicht auf den Gedanken kommen, dass die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft nicht die besten sind.“ Aber sie sagt, dass sich diese Einstellung extrem verbessert habe – auch dank der Initiative von Doron Almog. Der „Held von Entebbe“ wurde im Sinne seines Sohnes Eran zu einem Helden der Inklusion und der Koexistenz. Eran verstarb 2007 im Alter von 23 Jahren. Er war glücklich in Adi Negev. Kein Wunder, der Ort ist eine Oase, wo Menschen mit und Menschen ohne Behinderung zusammenleben und arbeiten. Seite an Seite mit Säkularen und Gläubigen unterschiedlicher Religionen. Alle im Glauben an die Würde der Menschen.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten.

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