Der Lockdown-Profiteur

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Schatten der Coronakrise: Israel steht vor einer gigantischen Wirtschaftskrise; in der Bevölkerung wächst der Unmut.

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Schatten der Coronakrise: Israel steht vor einer gigantischen Wirtschaftskrise; in der Bevölkerung wächst der Unmut.

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„Dieses Corona-Dings haben wir im Griff!“, tönte Israels Premier ­Netanjahu noch am 2. März, als er wegen der tiefen politischen Krise gerade ein drittes Mal innerhalb eines Jahres zu den Wahlurnen gerufen hatte. Zwei Tage später wussten die Israelis dann zum einen, dass sich an der innenpolitischen Pattsitua­tion zwischen Netanjahus nationalkonservativem Likud und seinem Herausforderer Benny Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiß nichts geändert hatte, sowie zum anderen, dass Israel wegen der Bedrohung durch das Coronavirus die bis dato härtesten ­Abschottungsmaßnahmen eines Landes verhängt. Den radikalen Lockdown haben die meisten zunächst klaglos akzeptiert. Mit dem Krisenmodus als Dauerzustand haben ­Regierung und Bevölkerung schließlich maximale Erfahrung. Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Infizierten- und Toten-Zahlen moderat blieben.

Mittlerweile aber wächst der Unmut. Die Arbeitslosigkeit ist von fast Vollbeschäftigung auf rund 25 Prozent gestiegen. Israel steht vor einer Wirtschaftskrise gigantischen Ausmaßes, da auch der wichtige Sommertourismus entfallen wird. Wenigstens die befürchtete vierte Wahl bleibt dem Land erspart. Denn Benny Gantz ist eingeknickt. Sein Wahlversprechen, wonach er niemals mit dem wegen Korruption angeklagten Netanjahu in einer Regierung sitzen werde, hat er beerdigt. Angesichts von Corona wird er mit Netanjahu eine „nationale Notstandsregierung“ bilden. Viele seiner Anhänger sowie Bündnispartner hat Gantz damit vergrätzt. Netanjahu bleibt trotz der Anklagen weiter im Amt. Weil bei der komplizierten innenpolitischen Gemengelage sehr viele Bündnispartner zufriedengestellt werden mussten, wird die neue Regierung 36 (!) Ministerien zählen. Ausgerechnet in Zeiten von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten.

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