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EU-Beitritt für die Republik Moldau? „Als Land sind wir nicht sexy“

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Neben Russland macht auch die Türkei ihren Einfluss auf die Republik Moldau geltend. Sehnsüchtig blickt man nun gen Brüssel – aber fürchtet die „Balkan-Falle“. Ein Besuch.

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Neben Russland macht auch die Türkei ihren Einfluss auf die Republik Moldau geltend. Sehnsüchtig blickt man nun gen Brüssel – aber fürchtet die „Balkan-Falle“. Ein Besuch.

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Die kleine Holzhütte steht inmitten monumentaler Wohnblöcke und Regierungsgebäude, die mit ihrer sowjetischen Architektur das Zentrum der moldauischen Hauptstadt Chișinău dominieren. Aus ihr duftet es verführerisch. Der Glühwein wird nach Familienrezept gekocht. Es war das köstlichste und hochprozentigste Rotwein-Gebräu, das ich in diesem Winter genossen habe. Mit umgerechnet einem Euro pro Becher war es auch das billigste. Was in Bezug auf die schmackhaften Zutaten wie auch den Preis nicht verblüffend ist. Die kleine Republik Moldau mit 2,6 Millionen Einwohnern ist agrarisch geprägt, stolz auf ihre Weine und den Obstanbau. Gleichzeitig gilt Moldau als das ärmste Land Europas. Es grenzt im Westen an Rumänien und wird im Norden, Osten und Süden von der Ukraine umschlossen. Als dort die Russen einfielen, befürchteten viele, Putins Truppen könnten gleich weiter über die moldauische Grenze marschieren. Ein Einfallstor böte die abtrünnige Republik Transnistrien mit 400.000 Einwohnern. Ein international nicht anerkanntes, ausschließlich von Russland unterstütztes De-facto-Regime.

Mit dem eingefrorenen Konflikt hatte man sich in Moldau seit Jahrzehnten arrangiert. Plötzlich aber blickt man mit Sorge in den transnistrischen Osten des Landes. Auch im autonom verwalteten Gagausien im Süden ist die Mehrheit der 150.000 Einwohner pro-russisch. Darüber hinaus hat die gagausische Minderheit als Turkvolk einen starken Bezug zur Türkei, die neben Russland munter Einfluss auf die Region nimmt.

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Als mich die Glühwein-Dame fragt, ob ich „Tourist“ sei, antworte ich: „Nein, Journalistin. Gekommen, weil die Republik Moldau im Paket mit dem großen Nachbarland Ukraine Beitrittsverhandlungen mit der EU aufnehmen soll.“ Zwei Jahre nachdem Chișinău den Antrag gestellt hat, gab die EU Mitte Dezember grünes Licht. Ungarns Premier Orbán ist zwar weiter dagegen, legte aber beim Gipfeltreffen eine strategische Kaffee-pause ein, als die Entscheidung – dann in seiner Abwesenheit – anstand.

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