Neuarrangements in der Weltordnung

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Die 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs waren nur eine Übergangsphase, erst jetzt platzieren sich Staaten auf der globalen Ebene neu: Durch Kriege, Rohstoff-Achsen und Wirtschaftspolitik.

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Die 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs waren nur eine Übergangsphase, erst jetzt platzieren sich Staaten auf der globalen Ebene neu: Durch Kriege, Rohstoff-Achsen und Wirtschaftspolitik.

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So sieht es aus, wenn sich die Welt neu arrangiert. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums gab man sich der Vorstellung hin, dass damit der Eintritt in ein neues Zeitalter bewirkt werde: Ein Zeitalter, in dem die Vorteile der friedlichen Kooperation allen Beteiligten bewusst würden.

Mit der Verrechtlichung der internationalen Beziehungen verband sich die Illusion, dass sich die harte These des Thomas Hobbes aufheben ließe: Doch ein Gewaltmonopol lässt sich nur durchsetzen, wenn es eine übermächtige Zentralgewalt gibt. Selbstbezähmung scheitert, weil nach der Logik eines Gefangenendilemmas immer jener, der aus dem disziplinierten Verhalten aller ausschert, Vorteile lukrieren kann.

Es hat sich nicht um den Eintritt in ein neues Zeitalter gehandelt, sondern um eine 30-jährige Übergangsphase. Nunmehr finden erst die Versuche zur globalen Neuplatzierung statt, und sie sind für den Westen nicht freundlich. Den Paukenschlag setzte Russland. Im Schatten dieses Krieges Aserbaidschan. Serbien hat überlegt. Der Massenmord der Palästinenser ist der nächste Akt.

Es konsolidiert sich die (seinerzeit kritisierte) Achse des Bösen, unter der neuen Führung Chinas, viel mächtiger als seinerzeit Russland. Es bildet sich zudem eine Achse des Opportunismus, von Indien über die Türkei bis Brasilien. Eine eigene (fragmentierte) Achse bilden die Ölstaaten.

Der Westen, dem ob seiner Menschenrechtspingeligkeit ohnehin Neokolonialismus vorgeworfen wurde, ist nicht mehr die Zukunftsperspektive. Er wird bereits als derart dekadent eingeschätzt, dass Potentaten und Verrückte allerorten die sich auftuenden Spielräume nutzen wollen. Noch reicht die Kraft des Westens für die Ukraine und Israel. Man kann sich verkalkulieren, so wie Putin.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz.

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