Neue Viren braucht das Land

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Über grassiernde gesellschaftliche Viren abseits von nCoVid19

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Über grassiernde gesellschaftliche Viren abseits von nCoVid19

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Trotz aller Eindämmungsversuche verbreitet sich das nCovid-19-Virus schnell: Immer mehr Länder melden Erkrankte und Tote, setzen Quarantänemaßnahmen und können das Unvermeidliche doch nicht aufhalten.
In gleicher Weise viral verbreiten Soziale Netzwerke Befürchtungen – und fügt sich viral bedingter Grusel nahtlos zur klimabedingten Endzeitstimmung und zum „Unverzeihlichen“ von Thüringen: Im Grunde genommen sollte man geradezu froh darüber sein, dass die dazu passende Stimmung der Fastenzeit anbricht: Memento mori durchzieht allenthalben die Gesellschaft!

Allerdings: Sind wir bei alledem nicht auch Opfer anderer Viren? Leiden wir doch offensichtlich einerseits an Hypersensibilität gegen nCoVid-19 und andererseits an Hyperimmunität gegenüber Millionen
anderer Einzelschicksale: Mittlerweile spricht sich herum, dass die Zahl der an Grippe Verstorbenen weltweit ein Vielfaches der nCoV-19-Toten erreicht; und geflissentlich übersehen wird, dass durch fehlenden Zugang zu sauberem Wasser ausgelöster Durchfall zu den meistverbreiteten Infektionskrankheiten mit Todesfolgen zählt. Solange die Wahrnehmung des Schicksalhaften Einzelne fokussieren kann – bis hin zur Suche nach dem „paziente zero“ in Italien – verbreitet sich Betroffenheit viral. Sobald jedoch von einer Krankheit Millionen betroffen sind, erlahmt das Interesse.

Und doch sind weder infektiöse Angst noch Desinteresse gute Ratgeber. Vielmehr sollte die Besinnung auf Millionen Einzelschicksale Mut machen, gesellschaftliche Zustände zu verändern, um die Behandlung von Infektionskrankheiten zu verbessern. Lassen wir uns mit neuen Viren infizieren – mit den Viren der Gelassenheit, der Empathie, der Klugheit und der Tatkraft!

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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