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Kreiskys Zuckerl

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Beim feierlichen Spatenstich für das umstrittene Motoren-und Getriebewerk von General Motors bei Wien-Aspern äußerte Promotor Bundeskanzler Kreisky die Hoffnung, daß dieses Projekt auch andere Firmen auf den Geschmack bringen möge.

Kreiskys Wunsch hat sich schneller erfüllt als erwartet -freilich nicht ganz im Sinne des Erfinders. Die verstaatlichte SGP will, so konnte man dieser Tage lesen, mit einem Versuchskraftwerk um etwa 100 Millionen Schilling in die Alternativtechnologie auf dem Energiesektor einsteigen.

So löblich diese Absicht ist, so ungewöhnlich sind die Finanzierungsvorstellungen von SGP-Generaldirektor Kirchner. Kirchner wörtlich: „Am liebsten selber nichts zahlen, sondern alles die anderen.”

Und offenbar animiert durch die bei General Motors bekundete offene Hand der öffentli-

:hen Hand: „100 Millionen, was st das schon für die öffentliche Förderung, da sind wir doch an-iere Größenordnungen gewöhnt.”

Man darf sicher sein: Kirch-ler wird nicht allein bleiben, schon hört man, daß die erfolgversprechenden Verhandlungen iber eine große Kooperation wischen Steyr und BMW vom jegreiflichen Verlangen der bayrischen Renommiermarke überschattet werden, nicht schlechter ils General Motors behandelt zu werden.

Wenn es für potente ausländische Investoren zu einer Presti-?esache wird, „nicht schlechter ils General Motors” behandelt su werden, dann gute Nacht, lie-3er Steuerzahler.

Und darin liegt die weit über urdnungspolitische Bedenken linausgehende Problematik der Förderung des Projektes in Wien-Aspern: Daß man bei allen folgenden Gesprächen automatisch in der Defensive ist und in ähnlich gelagerten Fällen ähnlich gelagerte Wünsche wird schwer abschlagen können. Der propagandistische Spektakel riat schließlich dafür gesorgt, laß jetzt alle nur denkmöglichen Investoren auf Gottes weiter Welt wissen, welche Zuckerl der liebe Onkel Bruno in Wien bereit hält.

Daß der Vertrag mit General Motors nicht lange geheim blieb, kann nur Ausländer überrascht haben. Während Bundeskanzler Kreisky angeblich sogar seinen Vize verdächtigte, die Unterlagen der „Kronen-Zei-:ung” zugespielt zu haben (was übrigens nicht stimmt!), stellte sich mittlerweile heraus, daß man schon im Dezember des Vorjahres im Öko-Dorf des Forums Alternativen in die Verträge Einsicht nehmen konnte.

Man darf gespannt sein, wie sich die Regierung zu etwaigen Förderungswünschen der

Münchner Autobauer und den Sanierungswünschen des krisengeschüttelten Fotoriesen Eumig stellen wird. Auch wenn sie eine Förderung aus sachlich richtigen Gründen ablehnt, wird sie sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, mit zweierlei Maß zu messen.

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