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General Motors: Ein Koloß wankt

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Bei General Motors, dem größten Unternehmen der Welt, stehen die Zeichen nicht nur auf Sturm, sondern auf Orkan.

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Bei General Motors, dem größten Unternehmen der Welt, stehen die Zeichen nicht nur auf Sturm, sondern auf Orkan.

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Auch der plötzliche Wechsel in der Chefetage, wo Robert Stempel abgelöst worden war, wird kaum zu einer schnelleren Besserung führen: Zu groß ist das Dilemma, in das General Motors gesteuert worden ist.

1991 mußte der Industriegigant in Nordamerika Verluste in Höhe von sieben Milliarden Dollar hinnehmen. Das ist eine schier unglaubliche Summe. Sie bedeutet, daß General Motors bei jedem verkauften Auto 1.700 Dollar zulegte.

In diesem Jahr kommen weitere Milliarden-Verluste hinzu, 1993 sieht derzeit nicht wesentlich besser aus, weil General Motors zu teuer, zu unrationell produziert. Der Marktanteil in Amerika ging von 53 Prozent in den sechziger Jahren auf nunmehr 33

Prozent zurück - ein schlimmeres Verlust- und Marktbild hat nie ein anderes US-Unternehmen abgegeben.

Stempel, der Gefeuerte, hatte angesichts dieser Situation das Ziel verkündet, bis 1995 rund74.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Das ging dem Auf sichtsrat nicht weit und nicht schnell genug. Jetzt ist geplant, wenigstens 21 der 120 nordamerikanischen GM-Betriebe ganz zu schließen und binnen spätestens drei Jahren - möglichst schneller-120.000 von insgesamt 370.000 Arbeitsplätzen in Nordamerika zu eliminieren.General Motors - und das ist eine Erkenntnis, der sich auch viele andere Unternehmen in aller Welt zu lange schon verschließen - hat die Wünsche der Käufer, wie sie in den Händlergeschäftsstellen immer wieder geäußert wurden, zu lange, ignoriert. Zu dieser Überzeugung gelangte eine interne GM-Studie.

Der Niedergang ist kein auf Nordamerika beschränktes Problem, sondern hat weltweite Bedeutung. Das

Unternehmen beschäftigt schließlich in 35 Ländern weit über 700.000 Menschen und kauft Teile von 28.000 Zulieferbetrieben. Deshalb gilt heutzutage für viele Länder, was der damalige GM-Chef Charles Wilson 1952 vor einem Kongreß-Komitee sagte: „Was für das Land gut ist, das ist gut für General Motors, und was für General Motors gut ist, das ist gut für das Land.”

Und da es nicht gut steht um General Motors, müssen sich viele Länder mit nicht gerade geringen Problemen herumschlagen.

Das GM-Unternehmen von morgen wird anders sein als jenes Mammutunternehmen, das heute als General Motors bekannt ist (siehe untenstehenden Beitrag). General Motors hat viele Krisen überstanden, aber jetzt stehen besonders schmerzliche Einschnitte und Abstriche bevor. Sie sind unausbleiblich, wenn GM gerettet werden soll.

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