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Krieg um die Kelchkommunion

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Der böhmische Reformator Jan Hus war am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen als Ketzer gestorben. Sein Tod löste in Böhmen schwerste Unruhen aus. Seine Anhänger forderten die Erlaubnis, die Kommunion in beiden Gestalten empfangen und die Messe in tschechischer Volkssprache feiern zu dürfen. Rom lehnte ab und belegte die „Calix-tiner" oder „Utraquisten" mit dem Bann. Der radikale Flügel ging weiter: Er lehnte die Hierarchie ab und bekannte sich zum Laien-priestertum.

Als im Juli 1419 Hussiten in Prag 13 Ratsherren aus den Fenstern des Rathauses warfen, kam es in ganz Böhmen zu blutigen Aufständen. 17 Jahre tobte der

Krieg mit äußerster Grausamkeit auf beiden Seiten. Die Hussiten drangen bis weit nach Niederösterreich vor.

1436 waren beide Streitparteien so erschöpft, daß der Friede möglich wurde. Am 5. Juli 1436 - vor 555 Jahren - genehmigte Kaiser Sigmund in Iglau den Böhmen einen calixtinischen Bischof in Prag und die Kelchkommunion. Er selbst wurde als König von Böhmen akzeptiert.

Noch die erste tschechoslowakische Republik berief sich 1918 auf die demokratische Tradition der (radikalen) Hussiten. Papst Johannes Paul II. leitete im Vorjahr eine neue Beurteilung des Reformators ein - 575 Jahre nach dessen Tod.

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