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Lears Schatten

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(Bregenzer Festspiele; „Lears Schatten“ von William Shakespeare - George Tabori) Tabori will das Feigenblatt, das seiner Meinung nach in vielen Inszenierungen den wahren Shakespeare bedeckt, herunterreißen, will in einer Rekonstruktion ein neues Stück schaffen. „Lears Schatten“ mit dem Wiener Theaterensemble „Der Kreis“ als Premiere der Bregenzer Festspiele bot beachtliche schauspielerische Leistungen bei einer nicht ganz zweifelsfreien Regie.

Tabori konzentriert sich auf ein Thema, das bisher tabuisiert wurde: Die erotische Beziehung zwischen dem alternden König und seinen Töchtern. Außerdem spaltet er die Hauptperson in den debilen hilflosen Greis Lear (Detlef Jacobsen) und seinenSchatten, seinen Doppelgänger, seine andere Hälfte (Hildegard Schmahl) auf. Die Verwirrung wird perfekt, wenn alle übrigen fünf Schauspielerinnen mehrere, männliche wie weibliche Rollen spielen.

Zudem stellt Tabori Szenen um, läßt ganze Handlungsstränge wie den Konflikt zwischen Gloster und seinen Söhnen unter den Tisch fallen, überträgt andererseits die Blendung Glosters auf Lear selbst. So ist dieser „King Lear“ zwar neu, doch verwirrend und bildet für sich kein abgerundetes Ganzes. Durch seine Straffung kann Tabori psychologische Bezüge schaffen, doch setzt er die Kenntnis des Original-Lear voraus.

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