Das Buch dokumentiert eine anläßlich der Berliner Großausstellung „Jüdische Lebenswelten" von Jutta Dick, Barbara Hahn und Julius H. Schoeps veranstaltete Tagung über Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert, die den facettenreichen Weg jüdischer Frauen von der eingeengten Existenz in ihrer eigenen Tradition bis zur Aufnahme in die christlich-bürgerliche Gesellschaft und oftmaligen Konversion oder Verleugnung ihrer Ursprünge dokumentiert.
Barbara Hahn zeigt in ihrem Beitrag aber auch den umgekehrten und viel weniger bekannten Weg von Nahida Remy Lazarus und Paula Buber, die zum Judentum konvertierten und sich an der Seite ihrer bedeutenden Männer (Moritz Lazarus und Martin Buber) für das Judentum einsetzten. Die übrigen siebzehn Beiträge sind neben Henriette Herz, Rahel Levin, Bertha Pappenheim, Ruth Klinger, Else Lasker-Schüler, Margarete Susman, Hannah Arendt und (zurecht sehr kritisch) Elisabeth Langgässer dankenswerterweise auch viel unbekannteren und nicht weniger interes-
santen Schicksalen gewidmet. So beschreibt Wilma A. Iggers einige, wenn auch bei weitem nicht alle Frauen im Umkreis des Prager Kreises und des Prager humanistischen Zionismus. Ludger Heid erinnert an das lieben der Pragerin Ruth Klinger, die mit ihrem ostjüdischen Kabarett „Der Kaftan" erfolgreich im Berlin der frühen dreißiger Jahre auftrat.
Der vorhegende Sammelband konnte naturgemäß, nicht nur wegen der unterschiedlichen Qualität der einzelnen Beiträge, lediglich einige wenige Aspekte eines faszinierenden und bisher in der Forschung noch kaum beachteten Themas behandeln. Das Sa-lomon Ludwig Steinheim Institut in Duisburg und das Moses Men-delsohn Zentrum in Potsdam, aus deren Werkstatt das Buch kommt, setzten die Arbeit überdies fort und publizierten soeben ein sehr schönes Lexikon zu Leben und Werk jüdischer Frauen im 19. und 20. Jahrhundert.
VON EINER WELT IN DIE ANDERE Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert Herausgegeben von Jutta Dick und Barbara Hahn Christian Brandstätter Vsrlag, Wien 1991 )1) Seiten, öS 370,-.
