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LUKIAN

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Als die Bestellung des amerikanischen Exaußenministers Henry Kis- singer zum Berater des Präsidenten Sadat bekannt wurde, begannen alle rund um den Globus gespannten heißen Drähte zu glühen.

Richard Nixon rief Hua Kuo-Feng an und sagte: ,¡Hochverehrter Großer Vorsitzender…“

„Der Große Vorsitzende ist tot“, sagte Hua Kuo-Feng.

,/iber mein lieber Hua“, sagte Nixon, „das weiß ich doch, wo ich doch einer seiner besten Freunde war, schließlich sind Sie ja sein Nachfolger. Mao hat große Stücke auf mich gehalten. Ich glaube, ich könnte Ihnen sehr nützlich sein, ich bin zur Zeit nicht völlig ausgelastet. Ich will nicht lange herumreden - wollen Sie mich nicht als Ihren persönlichen Berater engagieren?“

„Das ist ein sehr interessantes Angebot“, sagte Hua Kuo-Feng, „ich kann Ihnen freilich nicht verhehlen, daß gegen Ihre Person gewisse Bedenken…“

„Watergate war nur ein Sumpf der Verleumdung!“ rief Nixon in die Muschel.

„Ich weiß, ich weiß“, sagte Hua, „darum handelt es sich auch gar nicht. Aber Sie waren leider nicht nur unser Freund, sondern auch der der Russen …“

,ß as war doch nur Diplomatie!“ rief Nixon.

„Ich weiß, ich weiß“, sagte Hua, „aber ich kann solche Fragen nicht allein entscheiden, noch nicht, ich werde die Angelegenheit dem Zentralkomitee vorlegen. Wir danken jedenfalls herzlich für Ihr großzügiges Angebot.“

„Lieber Franzi“, sagte Hua Kuo- Feng wenige Minuten später zu Franz Josef Strauß, „ich bin froh, daß ich Sie erreicht habe, ich hoffe, Moskau ist mir nicht zuvorgekommen?“

, flein“, sagte Franz Josef Strauß.

„Gott sei Dank“, sagte Hua, „wir brauchen nämlich einen dynamischen Konsulenten, seit der Unschädlichmachung der Viererbande ist unsere Politik etwas fad geworden. Ich habe an Sie gedacht.“

„Ein hochinteressantes Angebot, der Breschnjew wird zerspringen“, sagte Franz Josef Strauß, „das einzige Problem dabei ist - ich bin im Augenblick sehr überlastet, ich habe nämlich soeben auch die Beratung von Präsident Nixon übernommen, der unbedingt ein Comeback will, das ist ein schwieriger Job.“

„Das macht gar nichts", sagte Hua Kuo-Feng, „Kissinger berät ja auch neben Sadat noch die Chase Manhattan-Bank, da werden Sie doch zwei- bis dreimal die Woche ein Viertelstündchen am Telephon für mich erübrigen können!“

„Na schön“, sagte Franz Josef Strauß, „abgemacht, wenn es Sie nicht stört, daß ich außerdem noch für einige andere Klienten tätig bin.“

„Wenn kein Klient Moskaus dabei ist, haben wir nichts dagegen“, sagte Hua.

„Nein“, sagte Strauß, „da können Sie ganz beruhigt sein, es handelt sich nur um den Präsidenten Carter, der am Ende seiner Weisheit ist und sich von mir täglich ein paar Minuten seelische Rückenstärkung holt!“

„Ich soll jetzt dreimal pro Woche Hua Kuo-Feng beraten“, sagte Strauß wenig später, „ich brauche für die erste Zeit meinerseits einen weltpolitisch versierten Helfer, könnten Sie mir nicht dann und wann ein paar Ratschläge für Hua zukommen lassen, Herr Bundeskanzler Kreisky?“

„Aber gerne, Herr Strauß“, sagte Kreisky, „Sie können sich auch auf alle meine Ratschläge verlassen, denn ich beziehe sie direkt von Sadat! Ich muß Sie nur bitten, nichts davon an Carter weiterzugeben, falls Sie den auch beraten, denn der ist schon mein Kunde.“ • Abgemacht, zugestanden, zugesichert“, sagte Strauß, „darf ich hin und wieder einen Ihrer Gedanken Olof Palme zukommen lassen?“

„Wenn es sein muß“, sagte Kreisky, „aber Palme habe ich ohnehin einen hervorragenden Berater verschafft, es ist ein großartiger Mann, den ich ebenfalls an der Hand habe, er ist dabei, sich einen internationalen Markt als Berater aufzubauen, wissen Sie vielleicht Kunden für ihn? Sollte er demnächst zurücktreten, wird er eine ernsthafte Konkurrenz für Kissinger darstellen.“

„Fein“, sagte Strauß, „ich glaube, unser Kanzler Schmidt braucht Rat, Wie heißt er denn?“

„Lütgendorf“, sagte Kreisky.

„Ausgezeichnet“, sagte Strauß, „ich werde ihn nicht nur Schmidt empfehlen, sondern auch dem guten, alten Asad!“ „Um Gottes willen“, sagte Kreisky, „in Syrien hat er schon zuviel beraten!“

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