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Lustige Nibeluncen

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(Wiener Kammeroper; „Die lustigen Nibelungen" von Oscar Straus) Ein vergessener Operettenhit von einst in der Wiener Kammeroper: Nach „Mund-zuMund-Beatmung" durch „Bearbeiter" Kurt Huemer und Regisseur Fritz Muliar gibt Oscar Straus’ 1904 am Wiener Carltheater uraufgeführte burleske Operette „Die lustigen Nibelungen" kräftige Lebenszeichen von sich. Leider hat Huemer Straus, seiner lyrischen Musik und dem Libret-tisten „Rideamus" nicht recht getraut, sodaß er das Werk völlig umkrempelte. Den Charme der Wagner-Parodie opferte er einem rheinischen „Dynasty"-Drama von heute, in dem vor allem Anspielungen auf AKH, Abt Rap-pold und politischen Tageshader an der Rhein-Main-Donaulinie dominieren. Die Herrschaften nennen sich zwar noch Nibelungen, aber ihr Geld liegt nicht mehr auf dem Grund des Rheins sondern auf der Rheinischen Bank, Jung-Siegfrieds ,junge Aktien" sind wertlos geworden — wozu ihn also ermorden? -, und Brunhilde, im Nahkampf ein wahres Prachtweib, kommt offenbar vom Bund deutscher Turnerinnen.

Fritz Muliar beschert eine eher diskrete, liebenswerte Inszenierung. Doch seine Nibelungen sind schrullig genug, daß sie das Publikum drei Akte lang unterhalten können. Maxi Tschunko schuf Art-deco-Bühnenbilder in reizvollem Schwarzweiß. Nur vom Reich der Operettengermanen in der Drachengasse ist wenig zu sehen. Ernst Barthel und seinem Ensemble gelingt eine hübsche Aufführung. Am überzeugendsten: Elizabeth Smiths stimmgewaltige Kriemhild und Joseph-Rene Rumpolds Muttersöhnchen König Gunter.

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