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Mama kommt

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Die Suche nach einer billigen Wohnung ist immer mit viel Lauferei verbunden. Daher wollte ich einer Bekannten auf den bevorstehenden schweren Gängen behilflich sein.

Doch schon bei der ersten Wohnung, die wir besichtigten, hatten wir Glück, und der Abschluß schien nur noch Formsache zu sein. So ganz nebenbei erwähnte dann meine Bekannte, daß in Kürze ihr Freund aus Deutschland für ein paar Tage hier übernachten würde und auch ihre Mutter einen Wien-Abstecher plante.

Nein, das ginge nicht, klärte uns die vermeintliche neue Vermieterin auf, denn„wir sind hier doch kein Bordell”. Ich war etwas überrascht ob des Freudenhaus-Vergleichs und überlegte, als was man die Frau Mama dann bezeichnen müßte... Aber nein, so konnte das ja wohl nicht gemeint gewesen sein.

Bei der zweiten Adresse verursachte die bevorstehende Mutter-Visite keine negative Reaktion. .Natürlich geht das”, versicherte die Hausbesitzerin, und Erleichterung spiegelte sich in unseren Gesichtern. Dann fuhr sie fort: ,JDas macht aber 70 Schilling pro Nacht, wegen der Abnützung”. Ganz überzeugt war ich zwar nicht, aber wenn man bedenkt, daß Frauen, speziell Mütter, immer vorgeben, „nur das Nötigste mitzunehmen” — das ist dann natürlich mit einer hohen Abnutzung der Wohnung verbunden.

Nach diversen .Mutter-Nein danke”-Erlebnissen fanden wir dann in der Nähe des Wiener Gürtels doch noch ein Zimmer. Nicht gerade billig, aber hier hatte zumindest alles seine Ordnung: Ein sauberes, wenig abgenütztes Haus, und das Bordell befand sich erst zwei Straßen weiter.

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