6889009-1979_39_07.jpg
Digital In Arbeit

Massenmörder anerkannt

Werbung
Werbung
Werbung

Man glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können, als in den Massenmedien am Wochenende die Nachricht verbreitet wurde, daß die Vertreter des „Pol-Pot-Regi- mes” als rechtmäßige Vertreter Kambodschas von der Vollversammlung der Vereinten Nationen anerkannt worden seien. 71 Delegationen hatten für, 35 gegen die Zulassung dieses Regimes gestimmt! Seine Opfer gehen in die Hunderttausende, seine Grau- samkkeit und Brutalität sucht in der Geschichte Südostasiens, das keineswegs verwöhnt ist, seinesgleichen.

Österreich enthielt sich, ebenso wie 33 andere Länder, der Stimme. Im ersten Moment scheint auch die Stimmenthaltung empörend. Doch sie kam dadurch zustande, daß nur die Wahl zwischen zwei Übeln offenstandi entweder das Mörder-Regime Pol Pots oder das völkerrechtswidrig von den Vietnamesen eingesetzte. Es ist wohl offenkundig, daß hier einfach die falsche Frage zur Debatte gestellt worden ist.

Es geht einfach nicht, zwischen zwei Übeln auswählen zu lassen und somit auf jeden Fall eine schlechte Lösung zu produzieren! Die UNO - so scheint es - hätte hier von den gemäßigten Blockfreien lernen können. Sie setzten es gegen den Willen Castros durch, daß der Sitz Kambodschas unbesetzt blieb und verhinderten dadurch, daß die Weltöffentlichkeit den Eindruck gewinnen konnte, daß Massenmord an der eigenen Bevölkerung ein geringeres Vergehen als die Mißachtung der völkerrechtlichen Spielregeln ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung