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Meisterstück Zauberlehrling

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Hinter dem alles und nichts verheißenden Titel „Die irdische Liebe" verbirgt sich die Sammlung einer Reihe von Erzählungen verschiedener Art und Güte, die Walter Kappacher im Laufe der Jahre - im Jahrzehnt zwischen den späten sechziger und den späten siebziger Jahren - geschrieben hat.

Wenn es der Zweck dieser Auswahl von Prosatexten des Salzburger Autors gewesen sein sollte, zu dokumentieren, wie Kappacher im Lauf der Zeit immer gewandter wurde im Umgang mit „seinen" Themen und immer gewandter im Umgang mit der Sprache, dann ist ein solcher Nachweis geglückt. Denn die ältesten Texte, die die Mehrheit im Band haben, muten noch älter an, als sie tatsächlich sind: sie stammen aus der Zeit 1967-70 und wirken wie versprengte Prosastücke der fünfziger Jahre, wie vom jungen Boll oder vom jungen Schnurre geschrieben, melancholische existentialistische Parabeln, die - da hilft alles nichts - Patina angesetzt haben und die bei aller Schnoddrigkeit heute viel pathetischer und banaler erscheinen, als sie geschrieben sind.

Dafür ist dem Autor Kappacher in der Erzählung „Der Zauberlehrling" ein Text gelungen, der über manche eher enttäuschenden Seiten der guten 200 Druckseiten hinwegtröstet: Ein Bub im Hauptschulalter bekommt zu Weihnachten den Bausatz eines Atomreaktors zum Selberbasteln geschenkt und erlebt, im Modell, die gleichen Schwierigkeiten wie die Errichter von Atomkraftwerken in der Öffentlichkeit, als er versucht, das kleine Kraftwerk in der elterlichen Wohnung in Betrieb zu nehmen.

DIE IRDISCHE LIEBE. Von Walter Kappacher. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 1979. 220 Seiten, öS 218,40

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