Im Mai findet eine internationale Arbeiterwallfahrt nach Rom statt. Der Grund dafür: Vor 90 Jahren erließ Papst Leo XIII. ein Rundschreiben zur Arbeiterfrage („Rerum Novarum“, 1891). Das war der Beginn einer systematischen Soziallehre der Kirche.
Was ist die Soziallehre der Kirche? Sie ist die Lehre vom rechten Verhalten des Menschen, soferne er ein gesellschaftliches Wesen ist und diese Lehre von der Kirche verkündet wird.
Im einzelnen handelt die Soziallehre vom Staat, der Wirtschaft, der Familie, der sozialen Gerechtigkeit u.a. mehr. Sie behandelt diese Fragen unter der Rücksicht, daß der Mensch ein gesellschaftliches (soziales) Wesen ist, d. h. daß er mit anderen zusammenlebt
und seih Tun sich auf diese anderen auswirkt. Sie sieht den Menschen nicht nur als (individuales) Einzelwesen, d. h. für sich betrachtet, und was sein Tun für ihn bewirkt.
Wenn z.B. ein Lehrherr sich öfters betrinkt, ist das für ihn persönlich eine Fehlhaltung, für seinen Lehrling aber vielleicht ein Schock, den er nach Jahren noch nicht überwunden hat. Die Arbeiter sind besonders empfindsam für soziale Auswirkungen menschlichen Tuns.
Es war daher ein Gewinn für die Kirche, als sie systematisch begann, eine Soziallehre zu verkünden. Gesucht sind Menschen, die die theoretischen Lehrsätze in die Praxis umsetzen.