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Ein Nachschlage torso

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Was bleibt übrig, wenn am Ende des alljährlichen Wettlesens am Wörthersee der Sieger feststeht? Ein Autor, der sich kopfüber in die Bestsellerlisten katapultiert hat? Ein Text, der die Literaturkritik Pirouetten schlagen läßt? Keins von beiden. Weshalb, davon kann man sich in dem alljährlichen Nachschlag des Piper Verlags „Klagenfurter Texte” überzeugen.

Prägendes Schlagwort im Klagenfurter OBF-Stödio war „Rumpfexistenzen”, denn solche waren die fiktiven Protagonisten, die von ihren Autoren in den Ring geschickt wurden, wie von Johannes Jansen oder Heiko Michael Hartmann. Ein Begriff, der sich leider auch auf den Band übertragen läßt, denp immer werden nur jene Texte abgedruckt, die in die Endausscheidung gekommen sind, ohne Bücksicht darauf, ob nicht doch die eine oder andere Prosa nachlesenswerter wäre. Aber Tradition ist eben Tradition. Dafür darf der Literaturinteressierte dann im „Protokoll der Preisvergabe” die erhellenden Ergebnisse der Juroren nachlesen, wie „P. De-metz: Ich komme um Herbert Maurer nicht herum und nenne seinen Namen wieder. S. Scholl: Ich bleibe bei meiner Entscheidung für Lydia Mischkulnig. F. Schmatz: Auch ich bleibe bei meiner Entscheidung für Yoko Tawada.” Neun Seiten werden auf Urteile verschwendet, die zeigen, daß auch Kritiker, liest man ihre Schlußplädoyers, nicht wie gedruckt sprechen. Der oft geäußerte Vorwurf nach Beformbe-dürftigkeit des Wettlesens sei bei der Herausgabe des Bandes noch einmal -mit Nachdruck - geäußert, denn ein Torso bleibt eben ein Torso und wenn er noch so schöne Stellen hat.

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