Richard Schmitt: Der „Exxpress“-Mann

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Die Rabiatperle heimischen Journalismus erfindet ein neues Medium.

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Die Rabiatperle heimischen Journalismus erfindet ein neues Medium.

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Wenn hierzulande einer, der in der trübsten Seichtigkeit des Boulevards zu fischen pflegt, ein neues Medienprodukt aus der Taufe hebt, dann spricht er von einem „Medium neuen Typs“ und von Journalismus der Extragüte. Man kann sich heute ja kaum vorstellen, dass ein gewisser Wolfgang Fellner, als er vor 15 Jahren die journalistische Perle namens Österreich erschuf, von einer Art Süddeutschen für ein breites Publikum sprach – eine Ansage, die er von der ersten Ausgabe der Tageszeitung Lügen strafte. Das setzte sich fort in den anderen Medien­versuchen der Fellnerei im linearen TV-Genre wie im weltweiten Netz.

Wir waren also schon einiges gewohnt, bis Richard Schmitt, die besondere ­Rabiatperle der heimischen Publizistik, nun seine Innovation anpries. Schmitt war bekanntlich viele Jahre im Dichandreich an vorderer Stelle tätig, zwischendurch auch beim nicht unverwandten Gratisblatt Heute, vor allem aber als Scharfmacher bei krone.at. Allerdings bekam Schmitt seine Freundschaft zu H.-C. Strache nicht gut, im berüchtigten Ibiza-Video taxierte ihn der damalige FPÖ-Chef als einen der wenigen seriösen Journalisten im Lande. Nachdem das Ibiza-Video im Frühjahr 2019 die österreichische Innenpolitik durcheinandergewirbelt hatte, waren Schmitts Tage bei den Dichands denn auch gezählt – und er heuerte bei der Konkurrenz, genauer beim Fellner-Newssender oe24.tv an. Auch dort traf man ihn in höchst subtiler Kommentatorenpose an, wenn er etwa mit Patriarch Wolfgang Fellner gemeinsam über die angebliche „Escort“-Vergangenheit der falschen Oligarchen-Nichte des Ibiza-Videos geifernd fachsimpelte.

Doch all dies ist längst Schnee von gestern, denn Richard Schmitt hat mit der einst im türkisen Nahbereich tätigen Juristin Eva Schütz soeben das neue Onlinemedium exxpress.at gelauncht. „Gehobener Boulevard“, „Mitte-bürgerlich“ sowie „Qualität hat Vorrang“, so pries Schmitt im Vorfeld das Unterfangen an. Seit gut zwei Wochen kann man sich nun daran ergötzen, was damit gemeint ist. Zugegeben, mit Christian Ortner als Wirtschaftskommentator hat er sich eine Edelfeder mit Faible für Hardcore-Neoliberalismus geholt. Aber dann bereitete Schmitt in alter Manier doch das auf, was er am besten kann: Seit Dienstag um 17.30 Uhr ist etwa – laut überflogener Ankündigung – das ganze Ibiza-Video, das uns die Journaille bislang vorenthalten hat, zu sehen. Na ja, es waren nur elf von insgesamt 30 Minuten – der tatsächlich siebenstündigen Aufzeichnung. Und man kann sich da insofern ein Bild machen, als da vornehmlich Gebrabbel zu hören war. Und keineswegs der vorgebliche Politporno, der Politiker auch und gerade außerhalb der FPÖ alt aussehen lassen soll ...

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