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Musiktheater Zwischenstation

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(Deutsche Oper, Berlin). Ein „Tristan” an der Deutschen Oper Berlin, der vom Konzept her einer Generalprobe gleichkam: für den Dirigenten Daniel Barenboim, der mit diesem Werk 1981 sein Bay: reuth-Debüt geben wird, für Götz Friedrich, der erstmals als designierter Generalintendant dieses Hauses inszenierte und zwischen seinem Amsterdamer „Tristan” von 1973 (mit dem kürzlich verstorbenen Bühnenbildner Heinrich Wendel) und dem fürs kommende Jahr in Stuttgart geplanten (zusammen mit Nagelbildner Günther Uecker) die Dehnbarkeit der „Tristan und Isolde”-Konvention zu erproben trachtete.

Für die Überraschung sorgte Barenboim. Sein mehr auf klangliche Helligkeit und Transparenz als auf nervenzerrende Crescendi und schwärmerische Ekstatik hin angelegter „Tristan”, vorbildlich in der motivischen Durchzeichnung und im musikdramaturgischen Aufbau, in der Führung der Singstimmen, in der Verbindung von werkkundiger Sachlichkeit und sinnenhaftem Ausdruck trug ihm einen unfairen Buh-Ruf noch vor dem dritten Akt ein: Neulingen verzeiht man das „Tristan”-Wagnis auch dann nicht, wenn es gelingt.

Götz Friedrich inszenierte konkret, was der Untertitel hervorhebt: „Eine Handlung in drei Akten”. Gehandelt wird - vor allem auch in den Reaktionen derer, die gerade nicht singen - bis zu den jeweils letzten Atemzügen der Liebenden und des Treuen; das hat hohe Intelligenz und Musikalität, ist (meist) szenenlogisch einleuchtend. Aber Friedrich hatte in seinem Bühnenbildner Günther Schneider-Siemssen nur einen dekorierenden, keinen inspirierenden Partner: Gefälligkeit schlich sich ein, die der überwiegend herrliche Gesang - Catarina Ligendza und Spas Wenkoff als derzeit wohl bestmögliches Protagonisten-Paar, Martti Talvela als Marke, Gerd Feldhoffs Kurwenal - Lügen strafte, denn dieser Gesang spricht vom Liebestod, vom Tod der Liebe als Utopie.

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