6900480-1980_25_11.jpg
Digital In Arbeit

Die Helden sind müde

Werbung
Werbung
Werbung

(Staatsoper, Wien; „Tristan und Isolde” von Richard Wagner.) Ursprünglich sollte Wagners „Walküre” in Harry Kupfers Inszenierung und unter Zubin Mehtas Leitung diesen Festwochen Staatsopernglanz verleihen. Kupfers Konzept scheiterte in der Direktion (es wird jetzt in Dresden und Leipzip verwirklicht). Dafür erbte Mehta die alte „Tristan”-Inszenierung August Everdings, um doch noch zu seinen Staatsopernabenden zu kommen.

Allerdings war das eine schon zur Zeit ihrer Entstehung langweilig wirkende Inszenierung, die nun nicht einmal von Everding selbst aufgefrischt wurde, sondern vom Abendregieteam. So sieht sie aus. Man hat vor allem abgeräumt. So den Projektionszirkus Günther Schneider-Siemssens mit seiner Milchstraße, den Sternschnuppenwolken und Meteoritengeschwadern im 2. Akt. Das Bekenntnis zur Farblosigkeit charakterisiert jetzt dieses Herzstück des Werks.

Immerhin steht aber Zubin Mehta am Pult. Und er dirigiert einen ganz und gar nicht konventionellen Wagner. Nicht so tief empfunden wie einst Böhm, nicht so hitzig neurotisch wie Karajan, nicht so prachtstrotzend wie Solti. Sein Wagner ist vor allem Orchesterdrama, stößt manchmal in die Bezirke der Kammermusik vor, dann schwillt er wieder zur Lawine an, die die Sänger sogar rücksichtslos zudeckt.

Die Besetzung zeigt, wie weit die Wagner-Interpretation heute gekommen ist: Catarina Ligendza ist eine sehr achtbare, leidenschaftliche Isolde, Spas Wenkoff ein Tristan, der sich bis an die Grenzen seiner Kräfte verausgabt und oft genug in den Wogen des Orchesters untergeht. Brigitte Fassbaender eine viel zu hell timbrierte Brangäne. Hans Sotin ist wie stets ein tief beeindruckender Marke, Franz Ferdinand Nentwig ein biederer Kurwe-nal. An die großen Wagner-Aufführungen der Staatsoper darf man freilich nicht denken. Das Mittelmaß regiert. Die Helden sind müde.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung