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Nach langer Pause

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Nach sieben Jahren ein Roman des Nobelpreisträgers Saul Bellow: „Der Dezember des Dekans“ meint auch das Ende einer Zeit, Jahres- und Lebenswende. Wie immer: aktueller Zeithintergrund, Chikago und Rumänien,

präzis recherchiert.

Der Publizist und Publizistikprofessor Albert Corde ist polemisch in einen heiklen Mordfall verwickelt, muß nach Bukarest, weil die Mutter seiner Frau im Sterben liegt: Sie war Minister, fiel in Ungnade, wurde rehabilitiert, die amerikanisierte Tochter ist behördlich ungern gesehen, wird schikaniert: Besuchsrecht bei der Sterbenden beschränkt.

Für Bellow bietet der Stoff die erwünschte Möglichkeit kulturkritischer Bestandsaufnahme hüben und drüben: Das Mißliche im Ostblock verglichen mit dem Unguten in der freien Welt. Wiewohl er im Recht war (der Täter wird verurteilt), erweist sich die Gerüchtemacherei als stärker. Der publizistisch siegreiche Professor muß wegen „übler Nachrede“ die Universität verlassen, sonst wäre diese kompromittiert.

Virtuose Beschreibungstechnik, ein wenig enttäuschend für die, welche sich von dem Preisgekrönten mehr erwartet hatten, nach so langer Wartezeit.

DER DEZEMBER DES DEKANS. Von Saul Bellow. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982. 409 Seiten, geb., öS 288,80.

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