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Neu eröffnete Fenster in die Dritte Welt

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Zwei Buchhandlungen, die sich speziell mit dem Themenkreis „Dritte Welt" auseinandersetzen, haben unlängst in Wien ihre Pforten geöffnet. Beide haben einen kirchlichen Hintergrund, beide werden von engagierten jungen Leuten geführt. Und beide verfolgen den Trend, den die „Dritte-Welt-Läden" vorgezeichnet haben, um die Probleme der Armen dieser Welt vermehrt im Verständnis der Österreicher zu verankern.

Mit einem Stammkapital von 615.000 Schilling, das der österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik (ÖIE), die kirchliche Entwicklungshelfer-Entsendeorganisation, das Institut für Internationale Zusammenarbeit (HZ) und die österreichweite Arbeitsgemeinschaft der Dritte-Welt-Läden zu je einem Drittel dotierten, etablierte sich die Buchhandlung „Südwind", gekoppelt mit einem Dritte-Welt-Laden, in der Kleeblattgasse 4 in der Wiener Innenstadt.

Vieles von dem, was der ÖIE per Versand unter die Leute brachte, wird nunmehr im Laden angeboten: „Bei uns wird alles, was es an entwicklungspolitischen Materialien gibt, erhältlich sein", sagt „Südwind"-Geschäftsführer Günther Raunjak, „vom Kinderbuch bis zum speziellen Fachbuch, von der Belletristik bis zum Kochbuch". Neben einem speziellen Schallplattensortiment und Dritte-Welt-Spielen wird auch der Verleih von Videokassetten und Tonbildreihen im „Südwind" abgewickelt.

Doch die Buchhandlung wird nicht nur Wiener Kunden offenstehen. Von hier aus werden regionale Verkaufsstellen und private Einzelbesteller in den Bundesländern versorgt.

Daneben gibt's noch spezielle Zielgruppenveranstaltungen, etwa Lesungen oder die Erstellung der Info-Mappe „Dritte Welt", die besonders den Lehrern eine Unterrichtshilfe bei entwicklungspolitischen Themen geben soll. Im Juni wird vor und in der Buchhandlung im Rahmen der Wiener Festwochen ein Lateinamerika-Fest vom „Südwind" veranstaltet.

Auch die zweite neue Buchhandlung („Buchweit") hat sich, in Zusammenarbeit mit dem Afro-Asiatischen Institut in der Schwarzspanierstraße 15, der Dritten Welt angenommen. Als Gesellschafter wirken hier die „Veritas" (Linz) und der österreichische Entwicklungsdienst (OED).

Auf 100 Quadratmeter Verkaufsfläche lagern 2500 verschiedene Buchtitel aus 100 Verlagen. Die „Buchwelt" ging aber nicht das Risiko ein, sich nur auf entwicklungspolitische Fragen zu spezialisieren.

Vier Schwerpunktbereiche bestimmen das Sortiment der „Buchwelt". Der Bogen spannt sich von entwicklungspolitischen Themen über Frieden, Weltkirche und Umwelt, „denn", so Mitarbeiterin Michaela Puchberger, „diese vier Komponenten sind eng miteinander verbunden".

Zwar folgt auch die „Buchwelt" dem vorgegebenen Trend, doch ist für sie die Behandlung dieser Themen „aus christlicher Sicht das Wesentliche".

Konkurrenz fürchtet man nicht, und wenn, dann kann diese nur positiv sein, um das Sortiment weiter auszubauen.

Außerdem glauben beide an eine Aufgliederung des Publikums, „denn Leute, die an religiösen Themen interessiert sind, werden sicher bei uns kaufen", meint Michaela Puchberger von der „Buchwelt".

Eine Kooperation der beiden Läden existiert jetzt schon, denn beide beziehen voneinander Bücher und Schallplatten. Und ob eine Stadt wie Wien zwei Buchhandlungen zum Thema Dritte Welt verkraften kann, wird die Zukunft weisen. Der Start macht zuversichtlich.

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