„Ich mag James Bond nicht, wenn er denkt. Seine Gedanken sind überflüssig. Ich mag ihn, wo er bei dem gefährlichen Kartenspiel sitzt; ich mag ihn, wenn er sich unbewaffnet einem halben Dutzend professioneller Killer aussetzt und sie säuberlich zu einem Berg gebrochener Knochen aufhäuft; ich mag ihn, wenn er am Ende das schöne Mädchen in die Arme nimmt und ihr etwa ein Zehntel der Lebenstatsachen beibringt, mit denen sie schon vertraut war.“
Das ist typisch Raymond Chandler. Diese Sätze einer Rezension über ein James-Bond-Buch von 1956, veröffentlicht im neuen Chandler-Taschenbuch „Englischer Sommer“, charakterisieren den Kriminalautor Chandler mehr als alle klugen Kommentare.
Nein, es ist nicht die feine britische Art, mit der Raymond Chandler in dieser Erstausgabe, aber auch in den drei anderen kürzlich neu bei Diogenes erschienenen Taschenbüchern seine Leser anzusprechen versucht.
Da arbeiten nicht die „kleinen grauen Zellen“ eines Hercule Poirot oder die Kombinationsgaben anderer großer Detektive der Weltliteratur, sondern harte Fäuste und tödliche Feuerwaffen treten in Aktion.
Mit seinem knappen, direkten, mitunter reißerischen Stil hat sich Chandler längst eine große Lesergemeinde erobert, während andere ihn gar nicht schätzen.
Die vier neuen Bände mit Kurzgeschichten, Parodien, Aufsätzen, Skizzen und Notizen aus dem Nach
laß in dem Autor gemäßer Übersetzung bieten auf jeden Fall spannende Unterhaltung und Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit diesem Autor.
ERPRESSER SCHIESSEN NICHT. 297 Seiten. KÖNIG IN GELB. 346 Seiten. GEFAHR IST MEIN GESCHÄFT. 260 Seiten. ENGLISCHER SOMMER. 256 Seiten. Alle: Von Raymond Chandler. Taschenbücher im Diogenes Verlag, Zürich 1980, jeweils öS 60,10.