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Oblomow lebt

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Wenn jemand die gegenwärtigen Vorgänge in der Sowjetunion besser verstehen will, sollte er Gontscharows Roman „Oblomow“ zur Hand nehmen. Denn dieser seltsamste aller russischen Erzähler des 19. Jahrhunderts hat mit Oblomow nicht nur einen Typus, sondern zugleich das Psychogramm einer für Rußland bis heute bezeichnenden menschlichen Haltung geschaffen.

Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (1812 bis 1891) schildert in seinem 1859 veröffentlichten Roman das Leben eines jüngeren Mannes, der seine Tage und Jahre meistens zu Hause und am liebsten im Bett ruhend verbringt. Oblomow ist weder krank noch faul, hat alper keine Lust, in den Lauf der Dinge einzugreifen oder sich den Herausforderungen der Welt zu stellen. Er schiebt alles auf die lange Bank, und diese ist in seinem Fall so lang wie ein Menschenleben.

Nun ist das Buch wieder erschienen, gerade zu einer Zeit, die uns die außerordentlichen Schwierigkeiten eines Reformwerks in Rußland vor Augen führt. Neben anderen Ursachen ist es die seit Gontscharows Roman sprichwörtlich gewordene „Oblomowerie“, die den Veränderungen im Wege steht. Manche historisch geprägte Haltungen sind erstaunlich langlebig; zuweilen formen sie den Verlauf der Geschichte.

OBLOMOW. Von I. A. Gontscharow. Winkler Verlag, München 1989.668 Seiten, öS 427,50

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