Direkt anschließend an Arrabals geistige Bankrotterklärung „Ich werde laufen wie ein verrücktes Pferd” im selben Kino Alexandro Jodorowskys wenig geschmackvolles Happening-Spektakel „Montana Sacra” zu zeigen, verrät zumindest wenig sinnvolle und vorausdenkende Programmierung; allzusehr ähneln in manchem die beiden Filme — Wenn auch Jodörowsky (wie Arrabal Mitbegründer der „Groupe panique”) mit seinen bizarren optischen Erfindungen und maßlos-wüsten Bildern Arrabals Schocker filmisch bei weitem übertrifft. Doeh was soll die verschwommene Philosophie dahinter mit gängigen modischen Strömungen, diese mystisch-sinnlose Mischung von Buddhismen, Jesus-Kult, Ritualen, Rauschgiftträumen, Surrealismen und noch vielen anderen -Ismen? Eine Handlung gibt es nicht, alles ist geschmacklos-wilde Bildphantasie — immerhin, optisch läßt sich der mit der blutig-brutalen mexikanischen Heldenfabel „El Topo” (1970) berühmt gewordene Scharlatan einiges einfallen. Doch wenn man die Wahl zwischen Ganghofer- oder Trenker-„Heiligen-Bergen” und dem von Jodorowsky hat, dürfte (trotzdem) die Entscheidungsqual nicht allzu groß sein…
Daß es durchaus möglich ist, sich optisch-filmisch grandios auszudrücken und darüber hinaus auch noch etwas auszusagen, beweist demgegenüber Nicholas Roegs dritter Film „Wenn die Gondeln Trauer, tragen” (nach „Performance” und „Walkabout”). Wie hier das ganze Mystisch-Unheimliche einer Kurzgeschichtenvorlage von Daphne du Maurier („Don’t Look Now”) zu einer bewundernswerten B ildgeschichte verarbeitet ist, die gleichzeitig durch ihre Übersteigerung alle Möglichkeiten offen läßt und dadurch dem Zuschauer die Wahl bietet, sich zwischen simpler Kriminalerklärung oder dem Glauben an das Übersinnliche entscheiden zu können, zeugt von Meisterschaft und einem „Filmgefühl”, wie es seit Orson Welles niemand mehr in so hohem Maße besaß (und das noch dazu modern dargestellt wird!). Dieser „Film der Täuschungen” wird einmal in die Filmgeschichte eingehen — auch wenn er thematisch vielen nicht gefallen dürfte.
