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Oskar Laske

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1944 jährte sich der Geburtstag des 1874 in Czernowitz geborenen und 1951 in Wien verstorbenen Malers und Graphikers Oskar Laske zum 100. Male. Die Galerie Würthle widmet ihm nun bis zum 28. Juni eine Ausstellung, die Ölbilder, Mischtechnikblätter, Zeichnungen und Druckgraphik vereint und damit das Werk dieses Künstlers, der zu den bekanntesten und geschätztesten der Zwischenkriegszeit zählte, umfassend repräsentiert.

Laske, den Hans Tietze einmal ,,von einer wahrhaft guten Fee der Malerei mit allen Wundergaben ausgestattet“ nannte, hat sich in einem Selbstbildnis des Alters als kauzigen Glatzkopf mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Paracelsus dargestellt, seine Bilder und Graphiken verbinden einen hellwachen Blick für die Nuancen der Realität mit einer liebenswürdigen, oft skurrilen Phanta-stik im Detail.

Da gibt es Laske, den Erzähler, der in den beiden Fassungen aus der Büchse der „Pandora“ die ganze Lust und das Weh' des Menschengeschlechtes entströmen läßt oder den „Raub der Sabinerinnen“ über eine ganze klassische Landschaft wimmelnd zerstreut, der „Katastrophen“ und Vulkanausbrüche zum Anlaß nimmt, die Ohnmacht flüchtender Menschlein zu demonstrieren, und der zum Beispiel ein so berührendes Detail erfindet wie den Wassertrinker neben dem Heerwurm des „Trojanischen Feldzugs“, der in die Abenddämmerung schleicht. Und es gibt den Landschafter Laske, der in seinen Veduten und Ansichten aus Wien, dem Alpenvorland, dem Salzkammergut und den Alpen, die Wahl trefflicher und ungewöhnlicher Blick-

punkte, scheinbar bedeutungsloser Motive — Scheunen, alte Mühlen, Wasserräder und dergleichen — mit einem eminenten Sinn für das Licht und die Farbigkeit einer bestimmten Stunde und Jahreszeit verbindet.

Das kommt am reinsten und schönsten in seinen Mischtechnikblättern und Aquarellen zutage, in denen sich der Maler Laske am stärksten offenbart, in seiner lockeren, gelösten Form der Freilichtmalerei, die auf einer souveränen und rhythmischen Fleckensetzung aufbaute, sie mit graphischen Kürzeln gliederte, mit einer stets immer wieder neu überraschenden Frische der Beobachtung und Wiedergabe und einer Lebendigkeit, die nicht gealtert ist. „Am Grundlsee“, „Trisselwand“ oder „Abend in Weißenkirchen“ sind einige solcher Blätter, auf denen dann manchmal auch nicht Laskes Staffage fehlt: seine zappelnden, wanzen-insektenhaften Menschlein, die als Flecken die Flächen beleben und deren Behandlung ihn in ihrer Form zwischen Kubin und Herzma-novsky-Orlando stellt, wobei er mit ersterem auch manches in der Einstellung zur Landschaft gemeinsam hatte.

Und gerade die Landschaften sind es, die Laske über die Liebenswürdigkeit — und manchmal Verspieltheit — seines Talentes hinaus zu einer der bedeutenden Malerpersönlichkeiten Österreichs zwischen den Kriegen stempeln.

Eine äußerst sehenswerte Ausstellung, die geeignet ist, seiner in den letzten zwanzig Jahren zu sehr in Vergessenheit geratenen Erscheinung wieder Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

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