(Staatsoper Wien; „Werther“ von Jules Massenet) Vor rund neunzig Jahren wurde Jules Massenets Goethe-Oper an der Wiener Hofoper uraufgeführt; erst in den vergangenen Jahren überraschte sie in London, Paris, Florenz und Chikago durch Serienerfolge. Ausschlaggebend für den Triumph, den das Werk nun in Wien erlebte, war fraglos das Team, das Massenet mit Stilgefühl, erlesenem Geschmack, ja Raffinement aufbereitete.
Vor allem aber bietet die Staatsoper für diesen „Werther“ eine Idealbesetzung auf: Agnes Baltsa gestaltet die Figur der Charlotte stimmlich und darstellerisch mit allen Dimensionen der Leidenschaften, Ängsten und Beklemmungen. Jose Carreras schwelgt nicht nur in strahlenden Ariosi und sinnlichem Ausdruck, er spielt auch den romantischen Mann und Liebhaber in seiner Sehnsucht nach Erfüllung, aber auch in seinem Verlangen nach dem (Liebes-)Tod. Bernd Weikl wertet die kleine Partie des Gatten Albert zu einer tragenden (Schicksals-)Figur von beklemmender Hinterhältigkeit auf. Damit verfügt die Staatsoper über eine Paradeproduktion der französischen Opernliteratur.
