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Personale Moraltheologie

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Zum 60. Geburtstag von Hans Rotter liegt nun eine Sammlung von zentralen Aufsätzen aus mehr als zwei Jahrzehnten des bekannten Innsbrucker Moraltheologen vor, der in den letzten Monaten im Kreuzfeuer der Kritik bestimmter katholischer Kreise stand.

Rotters Ansatz bezeichnet die personale Wende der Moraltheologie, die sich in der Folge des Zweiten Vatika-nums von der traditionellen objektivistischen Gebotsmoral abwendet, um die Bedeutung derexistenziellen Verantwortung des Menschen in ihr Denken aufzunehmen. Dabei verfällt sie jedoch nie der orientierungslosen Willküreines bloßen Subjektivismus, wie manche Kritiker unterstellen. Rotter sieht vielmehr die Person immer schon in der dreifachen Beziehung zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zu Gott. Von dieser Beziehungsverflechtung her läßt sich Ethik denken als verantwortete Gestaltung menschlicher Freiheit, die stets in intersubjektiver Bindung steht und daher auch objektive Normierungen erlaubt.

Neben den Grundlagen des personalen Ansatzes von Hans Rotter werden die Verantwortung der Christen im Bereich von Geschlechtlichkeit, Leben, Gesellschaft, Kirche und Spiritualität verhandelt. Die Kürze der Beiträge ermöglicht einerseits, eine große Themenfülle zu behandeln (zum Beispiel so „ungewohnte” Themen wie Korruption, Journalismus, Kirchenfinanzierung), anderseits wird dadurch die Argumentation Rotters schwerer nachvollziehbar und nur im Gesamtzusammenhang seines Denkens verständlich. Wer aber aufgrund entsprechender Vorbildung die Anstrengung des fachtheologischen Diskurses nicht scheut, der kann erkennen, daß Rotters Denken nicht im Gegensatz zur Kirche steht, sondern die Menschenfreundlichkeit Gottes für heute bezeugt.

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