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Pessimist und bitterer Ankläger

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(Künstlerhaus Wien; bis 2. Juli) Voll Brutalität und verzweifelter Grausamkeit ziehen die Sieger den Toten die Kleider vom Leib („Sie bedienen sich“), erschlagen Soldaten einen nackten Mann in Fesseln („Pöbel“), ragt einem Gepfählten die Astspitze zwischen den Schulterblättern hervor („Dies ist schlimmer“), trottet ein weinendes Mädchen hinter der von Männern getragenen Leiche seiner Mutter („Unglückliche Mutter!“). In Francisco de Goyas (1746-1828) „Desastres de la Guerra“ („Schrecken des Krieges“), 80 Radierungen aus der Zeit des spanischen Widerstandes gegen die Truppen Napoleons, überwältigt die Erschütterung angesichts erlittenen und verschuldeten Elends.

Die insgesamt 218 Blätter aus der spanischen Privatstiftung Juan March — außer den „Desastres“ sind noch die Radierfolgen „Caprichos“ („Die Launen“), „Disparates“ („Die Torheiten“) und „Tauromaquia“ („Die Kunst des Stierkampfes“) zu sehen — zeigen Goya als Vorläufer des Expressionismus und des Surrealismus.

Er konfrontiert mit Gewalttätigkeit, Ängsten und Widersprüchlichkeiten des Menschen, öffnet Schleusen zum Unbewußten. In meisterhafter Technik übt er Sozial- und Gesellschaftskritik, die fratzenhaften Altweibergesichter, die Eselsköpfe der Lehrer oder Ärzte verstören.

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