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Philosophie der Toleranz

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Über, ein Werk, das auf vier Bände angelegt ist, von denen jedoch nur der erste vorhegt ist schwer zu referieren: „Philosophie der Vollkommenheit“ von Hugo Ingrisch. Doch auch schon dieser erste Band gibt genügend Hinweise, um mit Neugier auf die anderen zu warten. Das Werk ist absolut eigenständig gearbeitet von einem, der noch bei Schlick studiert hat. Das merkt man auch bald. Der erste Teü ist der Logik und Logistik gewidmet, dann setzt es sich vor allem mit Kant auseinander. Ungemein viel Material wurde verarbeitet, man merkt es am Satzgefüge, wie selbständig sich Ingrisch durchgebissen hat; nicht nur die Fachphilo-sophie wird beigezogen, auch Namen wie Goethe und Montaigne z. B. werden erwähnt.

Vor allem geht es Ingrisch um eine kritische Sichtung, auch seinen Lehrern gegenüber. Das letzte Kapitel „Skeptizismus, Agnostizismus und Relativismus“ läßt am deutlichsten die Intentionen des Autors erkennen; es gehört sicher zum Interessantesten des Buches, indem Ingrisch diese drei philosophischen Richtungen nicht einfach abzuservieren versucht, von einem System aus, das er sich als Schlüssel zur Wahrheit zurechtgelegt hätte.

Er zeigt, wie fruchtbar gerade diese drei Richtungen (unter deutlicher Abgrenzung gegenüber den Sophisten) für ein ursprüngliches Philosophieren sind. Er rollt ihre ganze Geschichte auf und zeigt, wie sie immer neu in Frage stehen und so zu immer neuer Reflexion über die Erkenntnisfahigkeit des Menschen zwingen, was Wahrheiten und ethische Wertsetzungen anbelangt.

Ingrisch weist immer wieder auf die entscheidenden Denkfehler aller dogmatisierenden Abso-lutheitsapostel hin. Hier gewinnt das Buch nahezu tagespolitische Aktualität, wenn man sich täglich Politikern, Parteien, Weltanschauungen, Journalisten gegenüber sieht die ihre ideologischen Absolutheitsansprüche in Massenmedien und Schulen hineintragen und sie mit angeblich wissenschaftlichen Erkenntnissen abzusichern versuchen.

PHILOSOPHIE DER VOLLKOMMENHEIT, Band I, Philosophie als Erkennen. Von Hugo Ingrisch. Verlag Wolfgang Neugebauer, Salzburg, 1978, 364 S., S 580,-, Subskriptionspreis S 480,-(Bei Abnahme aller vier Bände).

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