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Problem Brecht

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(Schauspielhaus Graz; „Der gute Mensch von Sezuan" von Bert Brecht) „… wir sehn betroffen / den Vorhang zu und alle Fragen offen", besonders jene, wie man denn diese Parabel heute spielen soll. Denn der Brecht -bestaunt, bewundert und geliebt - ist eben nicht mehr der, der er war. Natürlich berührt da noch ein bißchen der heillose Grundkonflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Sonntag und Alltag. Aber der Appell hat nichts genützt, Veränderung der Verhältnisse ist nicht gefragt - schon gar nicht, wenn Brechts bewußte Naivität und seine erklügelte Schlichtheit in den Augen des heutigen Publikums sich dem Kindermärchen bedenklich genähert haben und sein Interpretationsmodell im Glassarg des Berliner Ensembles aufgebahrt ist. So „fretten" sich die Theater hin mit musealen Kopien oder biederem Abspulen einer Szenenfolge.

Letzteres ist in Graz unter der Regie Rainer Hauers passiert, und so wird in der Treuherzigkeit, mit der da jeder irgend etwas spielt, und in der spannungslosen Unscharfe des Stils der Stückeschreiber Brecht zur Moderne von vorgestern degradiert, was er nun auch wieder nicht verdient hat.

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